Während der Wechseljahre verändert sich der weibliche Hormonhaushalt, die Produktion der Hormone Progesteron und Östrogen nimmt deutlich ab. Für rund zwei Drittel der Frauen ist diese Umstellung mit Beschwerden verbunden.
Wenn die Menstruation unregelmässig wird und eines Tages ganz aussetzt, vermissen die meisten Frauen die Blutungen nicht. Auch dass sie sich nicht mehr um die Verhütung kümmern müssen, finden sie praktisch. Allerdings beschleicht manche auch eine gewisse Wehmut: Ihre Fruchtbarkeit hat nun definitiv ein Ende gefunden. Zudem halten viele Frauen in dieser Zeit Rückschau auf ihr bisheriges Leben und denken darüber nach, was in den vor ihnen liegenden Jahren und Jahrzehnten noch kommen soll. Die Kinder werden flügge oder sind es bereits, die Partnerschaft hat sich meist eingespielt oder das Single-Leben nimmt seinen Lauf. Wie also kann die Zukunft aussehen? Was soll sich in der Partnerschaft verändern, was bleiben, wie es ist? Stimmt die Wohnsituation noch? Und was ist mit dem Job? Welche Träume sind noch da?
Fragen über Fragen. Manche Frauen erleben diesen Lebensabschnitt wie einen zweiten Frühling, starten mit neuer Energie ins Kommende und freuen sich aber auch, manches ruhiger angehen zu können. Es ist jedoch auch die Zeit der Wechseljahrbeschwerden, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann. Bis zu 80 Prozent aller Frauen leiden durch die hormonellen Veränderungen an mehr oder weniger ausgeprägten Symptomen.
Wechseljahre als Lebensphase
Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern eine natürliche Veränderung im Leben einer Frau. Es handelt sich um den Zeitraum, in dem die Fortpflanzungsfähigkeit langsam erlischt und sich die Hormonproduktion verringert. Die Ausschüttung nimmt langsam ab und ist nicht mehr so regelmässig wie zuvor. Der Eisprung bleibt immer öfter aus, die Zyklen können kürzer oder auch länger werden, die Blutungen unregelmässiger und bei manchen Frauen zudem länger und stärker, was mitunter zu grossem Blutverlust führen kann. Das alles geschieht nicht innerhalb von zwei Wochen, sondern dieser Prozess dehnt sich über Jahre aus. Wann er einsetzt, ist individuell: Manche Frauen kommen schon Ende 30 in die Wechseljahre, andere wiederum erst mit 50 oder später. Interessant ist hierbei die genetische Komponente, denn die letzte Periode einer Frau findet oft ungefähr im gleichen Alter statt, wie das bei ihrer Mutter oder ihrer Schwester der Fall war. Dass es wirklich die letzte Periode war, lässt sich allerdings erst nach zwölf Monaten ohne weitere Blutung sagen. Bis dahin gilt es, entsprechend zu verhüten. Treten nach einem längeren Zeitraum wieder Blutungen auf, könnte das auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. In diesem Fall ist also zur Sicherheit der Besuch beim Frauenarzt angezeigt.
Nach der Menopause – so der Fachausdruck der letzten natürlichen Mens – ist der Östrogenspiegel kaum mehr messbar, während die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons (FSH) im Blut ansteigt. Weil die Eierstockfunktion versiegt, also vom Eierstock quasi keine Antwort mehr kommt, sendet das Hirn noch mehr Signale (FSH) aus.
Die drei Phasen der Wechseljahre
Die Wechseljahre sind kein gleichmässiger Prozess. Sie werden in drei Abschnitte unterteilt:
Erste Phase: Die Prämenopause
Prämenopause nennt sich die fruchtbare Phase und bedeutet «vor dem Aufhören der Monatsblutungen». Geht es auf deren Ende zu, wird weniger Progesteron produziert. Folglich beginnt die Funktion der Eierstöcke nachzulassen, deshalb können dann
Zyklusstörungen auftreten, die sich durch unregelmässige, verstärkte oder abgeschwächte Blutungen bemerkbar machen. Der Eisprung und die Menstruation finden noch statt. Diese Phase kann im Alter ab 40 Jahren eintreten.
Zweite Phase: Die Perimenopause
Die Menopause, die letzte Menstruation, haben Frauen hierzulande durchschnittlich im Alter von 52 Jahren. Die Phase davor und danach heisst Perimenopause. Weil das Östrogen – im Gegensatz zum Progesteron – plötzlich stark abnimmt, herrscht im ersten Teil dieser Phase eine sogenannte Östrogendominanz. Die Abnahme der Hormonkonzentration sowie das Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron können zu einer Reihe von Beschwerden führen. Häufige Leiden sind:
Hitzewallungen und Schweissausbrüche: Tagsüber und nachts gehen Wallungen und Schwitzen oft mit einer hohen Herzfrequenz und einer Rötung des Gesichts einher.
Schlafstörungen: Ungenügender Schlaf kann zu verminderter Leistungskraft führen. Schlafstörungen sind auch Begleiterscheinungen oder Folgen von anderen Beschwerden.
Psychische Probleme: Ein seelisches Ungleichgewicht zeigt sich durch Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit und Nervosität. Auch die Entwicklung von depressiven Verstimmungszuständen ist möglich.
Schwindelgefühle: In manchen Situationen kann ein Gefühl des Taumelns auftreten, ebenso werden Bewegungen wahrgenommen, die nicht existieren.
Herzklopfen: Ein plötzlich beschleunigter Herzschlag führt zu Unwohlsein und wirkt ermüdend, ist in diesem Zusammenhang jedoch meistens unproblematisch.
Libido: Die sexuelle Lust kann abklingen, hinzukommt, dass die Schleimhäute trocken und dünner werden, folglich wird der Geschlechtsakt unangenehm und schmerzhaft empfunden.
Weitere mögliche Beschwerden sind Blasenschwäche, veränderter Haarwuchs, Osteoporose und Gewichtszunahme.
Dritte Phase: Die Postmenopause
Zwölf Monate nach der letzten Menstruation kann frau davon ausgehen, dass es zu keiner Monatsblutung mehr kommen wird. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die sogenannte Postmenopause (post = danach), sie erstreckt sich normalerweise über einen
Zeitraum von sechs bis acht Jahren. Der Hormonhaushalt pendelt sich in einem stabilen Gleichgewicht ein, dabei gehen die meisten Beschwerden zurück, eine während der Perimenopause entstandene Osteoporose kann sich allerdings weiterentwickeln.
Welche Pflanzen wogegen helfen können
Hitzewallungen, Schweissausbrüche:
Salbei, Traubensilberkerze, Mönchspfeffer
Unregelmässige Blutungen:
Mönchspfeffer
Kopfschmerzen:
Pestwurz
Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen:
Traubensilberkerze, Johanniskraut
Spannungszustände, Schlafprobleme:
Lavendel, Hopfen, Baldrian, Traubensilberkerze
Trockene Haut und Schleimhäute:
Sanddornöl, Nachtkerzenöl
Diese sogenannten Phytotherapeutika können vor allem dann sinnvoll sein, wenn eine Hormonersatztherapie nicht erwünscht ist oder vermieden werden sollte. Ihr Fachpersonal berät Sie gern bezüglich des für Sie geeigneten Präparats. Gerne mischen wir Ihnen auch einen individuellen Spagyrik-Spray mit den Essenzen, die sich am besten bei den auftretenden Beschwerden eignen.
Dr. med. Ursula Gobrecht-Keller
Oberärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik Basel
Bei welchen Wechseljahrbeschwerden können Hormone helfen?
Typisch sind Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Hautveränderungen, Haarausfall, Sexualprobleme, eine trockene Scheide, Harnwegsbeschwerden, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Gelenk- und Muskelschmerzen. Zudem finden auch «unsichtbare» Veränderungen im Körper statt wie Veränderungen im Herz-Kreislauf-System und Osteoporose. Eine Hormonersatztherapie kann gegen die genannten Beschwerden helfen und somit die Lebensqualität verbessern, aber auch als Prophylaxe dienen, beispielsweise gegen Knochenbrüche bei Osteoporose.
Wann ist der Einsatz von Hormonen sinnvoll?
Falls eine Hormonersatztherapie infrage kommt, soll sie innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Menopause respektive vor dem 60. Altersjahr begonnen werden. Dieser Zeitraum wird als «günstiges Fenster» angesehen, in welchem der Nutzen der Therapie mögliche Risiken übersteigt.
Wie lange sollte eine Frau Hormone anwenden?
Die Anwendungsdauer einer Hormonersatztherapie willkürlich zu beschränken, ist nicht sinnvoll. Jede Hormontherapie sollte jährlich vom Arzt oder von der Ärztin gemeinsam mit der Patientin neu beurteilt werden und so lange weitergeführt werden, wie der Nutzen die Risiken überwiegt.
Schon in den Wechseljahren?
Frauen, welche die Anti-Baby-Pille nehmen oder andere hormonelle Verhütungsmittel benützen, bekommen regelmässig eine Monatsblutung, auch wenn die Eierstockfunktion zunehmend abnimmt. Es kann deshalb sinnvoll sein, vom Gynäkologen oder der Gynäkologin den Hormonstatus überprüfen zu lassen. Dabei stellt sich heraus, in welchem Stadium der Wechseljahre sich die Patientin befindet und ob eine Verhütung überhaupt noch notwendig ist.