Vaginales Mikrobiom

Ratgeber / Gesundheit

Vaginales Mikrobiom: Alles im Gleichgewicht

30.03.2023 / von 

Eine gesunde Vaginalflora hält krank machende Keime und Bakterien fern und trägt zum ganzheitlichen Wohlbefinden einer Frau bei. Lesen Sie, wie frau ihre vaginale Gesundheit unterstützen kann.

Die Vagina ist ein acht bis zehn Zentimeter langer dehnbarer Muskelschlauch, der von der Vulva, dem sichtbaren äusseren Intimbereich der Frau, zur Gebärmutter führt. Die Vagina hat verschiedene Funktionen: Sie transportiert Menstruationsblut ab, nimmt beim Geschlechtsverkehr den Penis auf, lässt Spermien via Gebärmutter zu den Eierstöcken und bildet den Geburtskanal für den Fötus. Trotz ihrer Stärke und Strapazierfähigkeit ist die Vagina ein sehr sensibles Geschlechtsorgan.

Ein empfindliches Milieu

Die Scheidenwand ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die von Milchsäurebakterien, auch Döderlein-Bakterien genannt, besiedelt ist. Die produzierte Milchsäure sorgt für ein saures Milieu mit einem pH-Wert von 3,8 bis 4,5. In dieser Umgebung können sich Keime und Krankheitserreger schlecht vermehren. Durch Faktoren wie Stress, Hormone oder übertriebene Hygiene gerät das empfindliche Milieu leicht aus dem Gleichgewicht. Die Milchsäurebakterien hängen stark vom Östrogenspiegel ab, der je nach Zyklustag oder auch in den Wechseljahren höher bzw. niedriger ist. Sinkt er, nimmt auch die Anzahl Milchsäurebakterien ab. Das Milieu ist dann weniger sauer und fremde Bakterien und Pilze können sich leichter ansiedeln.

Intimhygiene: Weniger ist mehr

Frauen können einige Dinge berücksichtigen, um ihre Vaginalflora gesund zu halten (siehe auch Box mit Tipps). Ein häufiger Grund für ein gestörtes Scheidenmilieu ist eine übertriebene Hygiene. «Bei der Intimhygiene lautet die Devise: Weniger ist mehr», betont Albana Bekaj, dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin. Denn: Die Scheide reguliert sich von allein. Die Expertin empfiehlt für die tägliche Reinigung eine parfüm- und seifenfreie Intimwaschlotion. Herkömmliche Duschmittel können zum Teil zu aggressiv für die empfindliche Vaginalflora sein.

Da das Östrogen in der zweiten Zyklushälfte jeweils abnimmt, verspüren einige Frauen um ihre Menstruation herum ein Brennen oder Jucken im Intimbereich. Albana Bekaj: «In dieser Zeit kann frau zum Beispiel Milchsäureampullen anwenden. Diese führt man direkt in die Vagina ein, wo sie das Milieu positiv beeinflussen.» Zum Einnehmen gibt es alternativ auch probiotische Präparate.

Schleimhaut von innen stärken

Omega-3-Fettsäuren sind generell sehr wichtig für den Erhalt einer gesunden Vaginalschleimhaut. Das gilt umso mehr für die Wechseljahre, wenn sie durch den Östrogenabfall trockener wird. Um die Schleimhaut von innen zu unterstützen, eignen sich Präparate mit Omega-3- oder Omega-9-Fettsäuren. «Die Fettsäuren wirken wie eine Bodylotion und stärken die Schleimhautbarriere», erklärt die Drogistin. «Die Haut speichert Feuchtigkeit besser und trocknet daher weniger aus.» Betroffene Frauen können zusätzlich eine Creme oder ein Öl in die tägliche Intimpflege integrieren.

Was tun, wenn es juckt und brennt?

Trotz aller Vorsichtsmassnahmen lässt sich eine Infektion nicht immer verhindern. Eine solche macht sich durch Brennen, Juckreiz und Rötungen bemerkbar. Häufig kommt ein Ausfluss hinzu. Ist dieser eher bröckelig weiss, handelt es sich meistens um einen Vaginalpilz, der sich oft durch Juckreiz äussert. In der Schweiz leiden drei von vier Frauen mindestens einmal in ihrem Leben an Vaginalpilz. Dieser wird häufig durch ein geschwächtes Immunsystem oder die Einnahme von Antibiotika ausgelöst. Es handelt sich dabei also nicht um eine sexuell übertragbare Krankheit. «Vaginalpilz ist in der Regel sehr schnell und einfach zu behandeln. Dazu empfehle ich, eine mehrtägige Kur zu machen, bei der man täglich Vaginaltabletten und eine Creme lokal anwendet», erklärt Albana Bekaj. Bei bräunlichem und schlecht riechendem Ausfluss oder Brennen kann man davon ausgehen, dass Bakterien im Spiel sind. In diesem Fall ist ein Besuch bei einer Gynäkologin oder bei einem Gynäkologen ratsam.

Für ein gesundes vaginales Mikrobiom

✿ Unterwäsche: Baumwollunterwäsche bevorzugen und auf synthetische verzichten.

✿ Kleidung: Locker geschnittene Hosen tragen. Zu eng sitzende Kleidung erzeugt Reibung und kann die Vaginalflora stören.

✿ Hygiene: Auf parfümierte und seifenhaltige Produkte verzichten und den Intimbereich mit einer milden Waschlotion reinigen. Nach dem Toilettengang von vorne nach hinten abwischen.

✿ Monatshygiene: Tampons können die Vaginalflora austrocknen. Monatsprodukte wie die Menstruationstasse oder Perioden- unterwäsche bzw. Stoffbinden belasten die Vaginalflora nicht unnötig.

✿ Sexualhygiene: Nach dem Geschlechts- verkehr Wasser lösen und bei Bedarf den Intimbereich mit einem milden Intim-Reinigungstuch abwischen.

✿ Gezielt unterstützen: Bei regelmässigen Beschwerden im Vaginalbereich (zum Beispiel vor oder nach der Menstruation) kann dieser mit zugeführten Milchsäurebakterien unterstützt werden. Es gibt Ampullen zum Einführen sowie probiotische Präparate zum Einnehmen. Lassen Sie sich dazu beraten.

Weissfluss

Täglich fliesst ein geruchloses, milchig-weisses Sekret aus der Vagina. Der Weissfluss tritt erstmals wenige Jahre vor der ersten Periode auf und begleitet die Frau bis zu den Wechseljahren. Er befreit von überschüssigem Schleim und hält Pilze, Viren und Bakterien fern. Je nach Zyklusphase verändert sich seine Konsistenz und Menge.

Wenn der Weissfluss sich auffällig verfärbt (gelblich oder bräunlich), unangenehm riecht, klumpig und/oder zähflüssig wird, kann dies auf eine Erkrankung im Vaginalbereich hinweisen. Dann ist es ratsam, Rat bei einer Gynäkologin oder bei einem Gynäkologen einzuholen.