Wechseljahre

Ratgeber / Gesundheit

Vor den Wechseljahren: Körper und Emotionen im Wandel

24.03.2025 / von 

Veränderungen im Körper und in der Stimmung können auf die Perimenopause hindeuten. Was in diesem Lebensabschnitt geschieht – und was Frauen für sich tun können.

Es beginnt schleichend: Der Alltag wirkt ein wenig anders. Die Periode kommt vielleicht stärker und dann unregelmässiger, die Nächte werden unruhiger, die Geduld mit den kleinen Dingen des Lebens scheint plötzlich weniger. Es ist ein Lebensabschnitt, über den selten gesprochen wird, aber jede Frau erlebt ihn: die Perimenopause, die Jahre vor der Menopause.

Schon etwa zehn Jahre vor der Menopause – der allerletzten Regelblutung – beginnt sich der Hormonhaushalt zu verändern. Die Wechseljahre kündigen sich an: Frauen kommen von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase. Die Perimenopause fängt bei Frauen im Durchschnitt ab dem Alter von 40 Jahren an. Der Hormonspiegel schwankt und sinkt danach immer tiefer. Dadurch kann der Monatszyklus in kürzeren Abständen auftreten oder auch länger ausbleiben, die Blutungen können sich auch verstärken.

Schlafstörungen, Hitzewallungen und Co.

Die Ausgeprägtheit der Symptome ist sehr individuell. Manche Frauen spüren fast nichts, andere leiden unter anderem an unregelmässigen Perioden, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Herzrasen, vaginaler Trockenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Gewichtszunahme oder Konzentrationsstörungen. Die meisten Frauen, die mit der Pille mit einer Kombination von Östrogen und Gestagen verhüten, nehmen keine Anzeichen wahr. Zu den häufigsten Symptomen in dieser Phase gehören neben Unregelmässigkeiten im Zyklus auch Hitzewallungen und Schweissausbrüche. In der Frauenklinik Bern berichten rund 80 Prozent der Frauen von Hitzewallungen. Allerdings erlebt nicht jede diese so intensiv, dass sie als belastend empfunden werden. Auch von Schlafstörungen sind mehr als die Hälfte der Frauen betroffen. Häufig treten auch Stimmungsveränderungen wie depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit oder Aggressivität auf – manchmal sogar im Wechsel.

Zurückzuführen sind diese Symptome auf den Abfall der weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen. Der Progesteronspiegel nimmt bereits vor der Perimenopause ab. Progesteron hilft mit, die seelische Stimmung, den Schlaf und Ängste zu beeinflussen. Wird vom Körper nicht genug davon produziert, können Symptome von Ängstlichkeit oder schlechter Schlaf auftreten. Hitzewallungen wiederum werden durch den schwankenden oder sinkenden Östrogenspiegel ausgelöst. Beschwerden wie Schlafstörungen, Schweissausbrüche oder psychische Beschwerden können aber auch auf Erkrankungen hinweisen und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Die Eizellenreserve sinkt

Was passiert eigentlich genau im weiblichen Körper? Die Umstellungen zeigen sich schleichend. Bei der Geburt haben Frauen eine bestimmte Anzahl von Eizellen in den Eierstöcken. Diese werden im Laufe der Jahre verbraucht. Irgendwann erschöpft sich diese Reserve. Das Gehirn sendet aber weiterhin Impulse an die Eierstöcke, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Da jedoch die Rückmeldung ausbleibt, dass ausreichend Eizellen vorhanden sind, schüttet das Gehirn vermehrt follikelstimulierende Hormone aus, um den Eierstock anzuregen und Eizellen heranreifen zu lassen. Der Eierstock lässt nun wieder eine Eizelle reifen, wenn auch unzuverlässiger. Dies führt zu unregelmässigen Zyklen, zum Beispiel solche, bei denen keine Eizelle heranreift, oder Zyklen mit schwachen bzw. sehr starken Monatsblutungen. Wenn keine Eizellen heranreifen, wird auch kein Östrogen und nach dem Eisprung auch kein Progesteron produziert.

Selbstfürsorge ist wichtig

Hilfreich während dieser Phase in der Lebensmitte ist die Selbstfürsorge. Dazu gehören ein gesundheitsbewusster Lebensstil mit gutem Schlaf, Stressmanagement und gesunder Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Eiweissen. Eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D sowie regelmässige Bewegung fördern die Knochengesundheit. Gut ist, wenn Frauen Ruhephasen im Alltag einbauen und sich Zeit nehmen für sich selbst – ganz egal ob für Yoga, Massagen, Ausdauersport, Tagebuchschreiben und anderes. Die Symptome spielen sehr oft auch in die Partnerschaft und ins Arbeitsleben hinein. Um Unterstützung zu bekommen, kann es helfen, mit Vertrauten offen über das eigene Befinden zu sprechen.

Haben die Wechseljahre auch etwas Positives? Rückblickend ist es eine Zeit, in der Frauen stärker auf sich selbst achten, für sich einstehen und Prioritäten setzen – viele Frauen empfinden dies als Befreiungsschlag oder gar als Neuanfang.

Hilfe aus der Natur

Es gibt verschiedene Pflanzen, die gezielt zur Linderung der typischen Beschwerden eingesetzt werden können: Bekannt ist vor allem die Traubensilberkerze, die bei Hitzewallungen und Schweissausbrüchen helfen kann. Auch Salbei ist bei Hitzewallungen geeignet. Sojabohnen, Rotklee sowie Sesam- und Leinsamen enthalten Isoflavone, die den Hormonhaushalt regulieren können. Baldrian und Hopfen werden aufgrund ihrer beruhigenden, schlaffördernden Wirkung bei Schlafstörungen empfohlen. Lavendel wird bei Ängstlichkeit und Unruhe verwendet, Johanniskraut wiederum gilt als Stimmungsaufheller. Viele der pflanzlichen Mittel lassen sich miteinander kombinieren. Lassen Sie sich dazu von den Fachpersonen beraten.

Petra Stute
Die wenigsten denken an die Wechseljahre.

Prof. Dr. Med. Petra Stute

Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern

Wieso ist es hilfreich, die Prä- und Perimenopause zu kennen?

Das Wichtigste ist, dass Frauen ihre individuellen Symptome und Veränderungen richtig zuordnen können. Viele Frauen Ende 30 oder Anfang 40 spüren, dass irgendetwas mit ihrem Körper passiert, das ausserhalb ihrer Kontrolle liegt. Sie wissen jedoch nicht, was es ist – und empfinden das oft als Belastung für sich selbst und für ihr Umfeld. Die wenigsten denken dabei an die Wechseljahre. Frühzeitiges Wissen gibt Orientierung.

Wann sollen Frauen medizinischen Rat einholen?

Wenn der Leidensdruck durch die Beschwerden hoch ist. Und unbedingt auch, wenn die letzte Blutung schon vor 45 Jahren eintritt. Von dieser frühen Menopause sind etwa fünf bis zehn Prozent der Frauen betroffen. Kommt eine Frau jung in die Menopause, hat sie viele Jahre lang ein Östrogendefizit. Das sollte man vermeiden. Hier wird eine Hormontherapie empfohlen – nicht nur zur Linderung der Symptome, sondern auch zur Prävention von Osteoporose, Herz-Kreislauf- und Demenz-Erkrankungen.

Der sinkende Hormonspiegel ist mit einem Risiko für spätere Erkrankungen verbunden. Wie steht man aktuell zur Homonersatztherapie?

Es spricht einiges für die Hormonersatztherapie bei starken Symptomen. Man muss aber die Vor- und Nachteile abwägen. Für Frauen bis 60 Jahre bietet der Hormonersatz auch einen Benefit fürs Herz, die Knochen, den Stoffwechsel und wahrscheinlich fürs Gehirn. Auf der Minusseite steht das Risiko für Brustkrebs. Dieses ist bei einer Kombinationstherapie mit Östrogen und Gelbkörperhormon (Gestagen) – die die meisten Frauen erhalten – leicht erhöht.