Körperliche Beschwerden und Stimmungsschwankungen gehören für viele Frauen zu den Tagen vor der Periode dazu. Warum ist das so und was kann dagegen unternommen werden?
Über drei Viertel aller Frauen im gebärfähigen Alter sollen darunter leiden, jede zehnte Frau in ausgeprägter Form – die Rede ist vom prämenstruellen Syndrom oder abgekürzt PMS. Dieser Name steht für eine Ansammlung an verschiedensten körperlichen und emotionalen Beschwerden, die in der Zeit unmittelbar vor der Menstruation auftreten. «Die meistgenannten Symptome sind spannende Brüste, Migräne, Heisshungerattacken und Kreuzschmerzen», sagt Angela Gernet, dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin. «Aber auch Wassereinlagerungen kommen häufig vor.» Und natürlich die psychischen Veränderungen, die als Achterbahnfahrt der Gefühle, Traurigkeit oder melancholische Verstimmungen beschrieben werden. Zu diesen Stimmungsschwankungen gehören ebenso Reizbarkeit und Antriebslosigkeit.
Hormoneller Zyklus der Frau
Der Ursprung des PMS findet sich im weiblichen Zyklus. Dieser beginnt medizinisch gesehen mit dem Eintreten der Monatsblutung, die im Normalfall drei bis fünf Tage dauert. Anschliessend baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf und in einem der Ovarien reift ein Eibläschen heran. Diese Follikelreifung führt zum Eisprung und damit einher gehen die fruchtbaren Tage der Frau. Als Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft verdickt sich nun die Gebärmutterschleimhaut. Bei ausbleibender Befruchtung wird sie jedoch wieder abgebaut und mit der nächsten Periode abgestossen. Gesteuert wird dieser repetitive Vorgang durch ein fein abgestimmtes, wellenartiges Wechselspiel in der Hormonproduktion.
Warum in der Phase des Abbaus der Gebärmutterschleimhaut bei vielen, aber nicht allen Frauen PMS-Symptome auftreten, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Mehrere Faktoren wie die persönliche biologische Vorbelastung dürften dabei eine Rolle spielen. Als gesetzt gilt jedoch, dass die Hormonschwankungen im Verlauf der Periode diesem Unwohlsein zugrunde liegen, vor allem ein Ungleichgewicht in den weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron.
Änderungen im Lebensstil
Das Wissen um die verschiedenen Zyklusphasen hilft oft, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln und sich auf den bevorstehenden Periodenabschnitt einzustellen. Es trägt dazu bei, die Symptome besser zu verstehen. Einfach hinnehmen muss man diese aber nicht. Schon kleine Anpassungen im Alltag können eine grosse Verbesserung herbeiführen, weiss die Expertin: «Eine gute Balance zwischen Aktion und Ruhe, bei Bedarf unterstützt mit Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation, reduziert Stress und mindert die Beschwerden.» Auch regelmässige Bewegung hat meistens eine lindernde Wirkung, weil sie einerseits Verspannungen löst und andererseits Glückshormone ausgeschüttet werden.
«Auf gewisse Genussmittel sollte man zudem möglichst verzichten», erklärt Angela Gernet. «So fördert etwa ein hoher Salzkonsum die Wasseransammlungen, und Zucker kann den Progesteronwert ungünstig beeinflussen.» Alkohol und Zigaretten belasten den bereits strapazierten Körper zusätzlich und verstärken gewisse Leiden wie beispielsweise Kopfweh.
Hilfe aus der Natur
Die Naturheilkunde kann ebenfalls beim prämenstruellen Syndrom Effekte erzielen. «Hier kommt vor allem Mönchspfeffer zum Einsatz. Damit die Pflanze ihre ausgleichende Wirkung auf den Hormonhaushalt nachhaltig entfalten kann, empfehle ich die Einnahme eines standardisierten Präparats während mindestens drei Monaten», führt die Drogistin aus. Wer allgemein eine eher entspannende, krampflösende Wirkung wünscht oder die Wasserausscheidung ankurbeln will, kann auf Magnesium als Ergänzung setzen.
Wenn diese Massnahmen jedoch zu keiner Verbesserung führen oder wenn die Symptome so stark sind, dass das tägliche Leben dadurch beeinträchtigt wird, sollte man unbedingt fachärztlichen Rat einholen (siehe Interview).
Und wie kann das Umfeld in dieser Zeit unterstützend zur Seite stehen? Indem man viel Verständnis aufbringt, im Haushalt tatkräftig anpackt und vielleicht auch für den einen oder anderen Verwöhnmoment sorgt. Hierzu Angela Gernets Spezialtipp: «In dieser Zyklusphase sollte die Durchblutung im Unterleib gefördert werden. Eine Bettflasche ist dazu ideal. Aber auch ein Tee kann Wunder wirken, jedoch bitte nicht mit kühlender Pfefferminze, sondern mit wärmendem Zimt – dieses Gewürz passt auch gut zu einem feinen Müesli am Morgen.»
Helene Huldi
Gynäkologin, Frauenpraxis runa, Solothurn
Wodurch wird das prämenstruelle Syndrom verursacht?
Hauptverantwortlich ist ein Mangel an Gestagen, also an Gelbkörperhormonen, zu denen auch das Progesteron zählt. Dieses Defizit ist relativ zum Östrogengehalt und somit individuell unterschiedlich und per Blutanalyse nur schwierig nachzuweisen. Eine Diagnose erfolgt daher aufgrund der Symptome.
Wie kann man aus medizinischer Sicht entgegenwirken?
Die besten Resultate erzielt man mit pflanzlichen Mitteln, in erster Linie mit Mönchspfeffer. Gegen Wassereinlagerungen hilft Brennnesseltee und Johanniskraut gegen Stimmungstiefs. Chinesische Medizin oder Akupressur ist häufig auch sehr effektiv. Manchmal kommt ergänzend eine Hormonspirale infrage und bei Frauen bis circa 35 Jahren die Pille. Bei starken Depressionen müssen vielleicht punktuell Psychopharmaka eingesetzt werden.
Ab Ende 30 beschreiben viele Frauen eine Zunahme der PMS-Symptome.
Dies ist auf die Veränderungen durch die bevorstehenden Wechseljahre zurückzuführen. Oft fällt dann der Gelbkörpergehalt, was zu stärkeren Monatsblutungen und Beschwerden führt. Auch hier kann mit Hormonspiralen oder Gestagenpillen eine Verbesserung erzielt werden.
Was raten Sie denjenigen, die trotz Massnahmen jeden Monat betroffen sind?
Es hilft, wenn die betroffenen Frauen lernen, mit dem periodischen Wechsel umzugehen. Das heisst, dass sie in der entsprechenden Zyklusphase nicht die grössten Aktivitäten planen, sondern ihrem Bedürfnis nach Ruhe, Schlaf oder Rückzug so gut wie möglich nachgeben sollten. Aber sie können auch etwas Gegensteuer geben, indem sie die Energie aus der Zeit der Follikelreifung und des Eisprungs sozusagen aufsparen und ausgleichen.