Kälte

Ratgeber / Gesundheit

Wie Kälte den Körper fordert

23.01.2025 / von 

Der Winter ist für den Körper eine intensive Zeit. Erkältungserkrankungen kursieren, die Haut ist trocken, das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren und die Gelenke können schmerzen. Lesen Sie, wie Sie sich stärken und schützen können.

Erkältet wegen der Kälte? 

Die Nase läuft, der Hals kratzt: Erkältungen haben im Winter Hochsaison, auch wegen des Wetters. Zwar machen uns Kälte und trockene Luft nicht direkt krank. Sie bieten aber ideale Bedingungen für Erkältungsviren. Diese überleben bei Kälte länger und haben es mit geschwächten Gegnerinnen zu tun. Denn die Schleimhäute, welche die Erreger abwehren, funktionieren weniger effizient. Bei tiefen Temperaturen werden sie schlechter durchblutet und die trockene Luft drinnen und draussen strapaziert sie zusätzlich. Die Folge: Die Schleimhäute trocknen aus und Erkältungsviren können leichter in den Körper eindringen.

Befallen werden meist die oberen Atemwege. So greifen die Viren einerseits die Nasenschleimhaut an. Als Immunreaktion produziert diese mehr Flüssigkeit und schwillt an. Schnupfen und eine verstopfte Nase sind das Resultat. Andererseits setzen sich die Erreger im Rachen fest. Wir spüren ein Kratzen im Hals, das sich zu Halsschmerzen auswächst.

Schon bei den ersten Anzeichen einer Erkältung lohnt es sich zu handeln. Gurgeln, das Lutschen von befeuchtenden Halspastillen oder eine Nasenspülung mit Salzwasser beruhigen die Schleimhäute. Ebenso empfiehlt es sich, Mund- und Halssprays anzuwenden, welche die Schleimhäute befeuchten und das Immunsystem anregen.

Mit Hausmitteln gegen Erkältungen

  • Ein Erkältungsbad mit ätherischen Ölen wie Fichte, Kiefer oder Eukalyptus regt die Durchblutung an und stärkt die Abwehr. Die Wassertemperatur sollte maximal 38 Grad Celsius betragen und 20 Minuten baden reicht aus. Wichtig: nach dem Bad warm einpacken und entspannen.
  • Kamille- oder Salbeitee wirken entzündungshemmend und können Halsschmerzen lindern. Die Tees eignen sich auch zum Gurgeln, genauso wie Salzwasser.
  • Gurgeln mit salzhaltigem Wasser kann die Bakterienzahl im Mundraum reduzieren und bekämpft dadurch Entzündungen. Bei Halsschmerzen befeuchtet es die zu trockenen Schleimhäute und wirkt so Reizungen entgegen.
  • Wer die Erkältung herausschwitzen will, trinkt am besten Lindenblütentee.
  • Bei einer verstopften Nase hilft Inhalieren. Der Wasserdampf steigert die Durchblutung der Schleimhäute und regt die Abwehr an – aber Achtung: Der Wasserdampf sollte nicht zu heiss sein. Die Zugabe von ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Thymian hilft zudem, Schleim zu lösen.
  • Ebenso empfiehlt es sich, eine Tasse Tee mit frischem Ingwer, Zitronensaft und Honig zuzubereiten. Wichtig: Zitronensaft und Honig erst dazugeben, wenn der Tee auf Trinktemperatur ist, dann bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe auch enthalten.

Das Immunsystem braucht Unterstützung

Unser körpereigenes Abwehrsystem schützt vor Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern und ist unverzichtbar für unsere Gesundheit. In den Wintermonaten ist sein Einsatz besonders gefragt. Umso wichtiger, dass wir es in dieser Zeit stärken – zum Beispiel durch ausgewogene Ernährung. Wer reichlich Obst, Gemüse und Ballaststoffe zu sich nimmt, versorgt den Körper mit Vitaminen sowie Mineralien, die er für die Abwehr braucht. In der Erkältungszeit ist Vitamin C besonders gefragt, weil es das Immunsystem unterstützt. Enthalten ist es unter anderem in Zitrusfrüchten wie Orangen oder Mandarinen, aber auch in saisonalem Gemüse wie Grünkohl oder Rosenkohl.

Neben Ernährung und Vitaminhaushalt können auch ausreichend Schlaf und Bewegung die Gesundheit positiv beeinflussen. Studien zeigen: Wer pro Nacht sieben Stunden oder mehr schläft, hat ein tieferes Risiko für Infekte, denn das Immunsystem kann sich regenerieren und stärken, während wir schlummern. Eine ähnliche Wirkung hat Bewegung: Regelmässige körperliche Aktivitäten regen die Durchblutung an. Besonders empfehlenswert ist leichtes Ausdauertraining, das den Körper nicht überfordert.

Die Einnahme von Vitaminpräparaten kann ebenso eine wertvolle Unterstützung sein. Wichtig für das Immunsystem sind neben Vitamin C auch die Vitamine A, D und E sowie Selen und Zink. Unter den Heilpflanzen kann der Sonnenhut (Echinacea) ein wahrer Immunbooster sein.

Haut, Lippen und Augen leiden unter Trockenheit

Die kalte Jahreszeit ist anstrengend für unsere Haut. Tiefe Luftfeuchtigkeit und trockene Heizungsluft entziehen ihr Feuchtigkeit und die Minustemperaturen bringen sie aus dem Gleichgewicht, weil die Talgdrüsen weniger Fett produzieren. Besonders trocken sind Hände und Gesicht, da sie Wind und Wetter ausgesetzt sind. Die trockene Haut spannt und juckt. Das ist nicht nur unangenehm, es kann auch gesundheitliche Folgen haben. Die Haut ist Teil des Immunsystems. Ist sie trocken, breiten sich Erreger leichter auf ihr aus, bei Rissen können diese in unser System eindringen und Krankheiten auslösen.

Eine sorgfältige und reichhaltige Pflege ist darum essenziell. Beim Duschen und Händewaschen wirkt eine pH-neutrale Seife schonend. Das Auftragen einer rückfettenden Creme nährt die Haut und hilft ihr, Feuchtigkeit zu speichern. Besondere Pflege brauchen auch Lippen und Augen. Pflegeprodukte schützen die Lippen vor dem Austrocknen. Zur Befeuchtung der Augen eignen sich Tropfen mit Hyaluronsäure. Intakte Lidränder verbessern die Produktion des Tränenfilms, der die Augen feucht hält. Zur Pflege tunkt man ein Wattepad in lauwarmen Schwarztee oder lauwarmes Wasser und reinigt damit sanft den Lidrand. Es gibt auch spezielle Lidrand-Reinigungspads.

Ganzheitlich gepflegt

Um die Haut im Winter zu schützen, braucht es Pflege von aussen und innen. Für die äussere Anwendung eignen sich Cremes mit tiefem Wasser- und hohem Fettgehalt. Wie reichhaltig eine Pflege sein soll, hängt vom Hauttyp ab. Natürliche Inhaltsstoffe wie Sheabutter, Jojoba-, Mandelöl oder Kartoffelextrakt sind besonders nährend. Idealerweise cremt man Körper und Gesicht zweimal täglich ein. Mehr Aufmerksamkeit brauchen aufgrund des Waschens und Desinfizierens die Hände. Um sie vor dem Austrocknen zu schützen, sollten sie regelmässig eingecremt werden.

Von innen kann man Haut, Lippen und Augen effektiv unterstützen, indem man pro Tag 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüssten Tee trinkt. Wer Mühe hat, auf diese Menge zu kommen, benutzt am besten grosse Gläser oder stellt gleich am Morgen einen grossen Krug Tee auf seinen Arbeitsplatz. Wichtig für die Pflege von innen sind Omega-3- und -6-Fettsäuren, wie sie z.B. in Lein-, Nachtkerzen- oder Sanddornöl enthalten sind. Die Öle gibt es in der Drogerie oder Apotheke auch in Kapselform.

Wie Wärme bei Gelenk- und Muskelschmerzen hilft

Weshalb Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen im Winter gehäuft auftreten, konnte die Forschung bisher nicht abschliessend klären. Die Kälte ist aber vermutlich ein wichtiger Faktor. Der Körper läuft aufgrund der Temperaturen auf Sparflamme und vermindert die Durchblutung. Muskeln verspannen sich und Gelenke schmerzen. Zudem verkrampfen wir uns oft in der Kälte.

Wärme kann helfen. Sie erweitert die Gefässe, sorgt für eine bessere Durchblutung und hat eine wohltuende Wirkung. Regelmässige Saunagänge sind im Winter empfehlenswert. Wärmen kann man Körper und Gelenke auch mit der richtigen Kleidung. Dazu gehören dicke Socken, Stulpen, Pulswärmer, Handschuhe oder ein Schal. Für Ellenbogen und Knie gibt es spezielle Gelenkwärmer. Bei Verspannungen sind Wärmepflaster eine angenehme Möglichkeit. Sie wirken punktuell und geben die Wärme über mehrere Stunden ab. Wer es sich zu Hause gemütlich macht, kann auch mit einer Wärmeflasche oder einem Kirschkernkissen entspannen. Wichtig: Beide dürfen nicht zu heiss sein, sonst besteht die Gefahr von Verbrennungen. Das Wasser in Wärmeflaschen sollte eine Temperatur von maximal 60 Grad Celsius haben. Die Flasche zur Hälfte füllen und nicht direkt mit dem Gummi auf der Haut platzieren. Kirschkern- oder Getreidekissen erwärmt man idealerweise 15 Minuten bei 70 Grad Celsius im Backofen. Das Kissen immer wieder bewegen, damit sich die Wärme verteilt.

Übrigens: Bei Gelenk- und Muskelschmerzen ist Bewegung wichtig. Sie sorgt für eine bessere Durchblutung, was Schmerzen lindern kann.

Hände und Füsse frieren oft

Bei tiefen Temperaturen erbringt unser Körper Höchstleistungen, ohne dass wir das wirklich merken. Denn die Kälte fordert ihn heraus. Da die Aussentemperatur deutlich tiefer liegt als unsere Körpertemperatur, ist der Körper intensiv damit beschäftigt, seine Kerntemperatur von rund 37 Grad stabil zu halten. Damit das gelingt, ziehen sich Blut- und Muskelgefässe zusammen, was die Durchblutung erschwert. Das Herz muss mehr arbeiten, um alle Bereiche zu versorgen. Um es nicht zu überfordern, führt der Körper eine Art Prioritätenliste. Er achtet darauf, dass in erster Linie die lebenswichtigen Organe gut durchblutet und warm gehalten werden. Andere Körperstellen, allen voran die Extremitäten, müssen hintenanstehen und werden in der Folge weniger gut durchblutet. Das ist der Grund, weshalb wir im Winter oft kalte Hände und Füsse haben. Setzt die Kälte dem Körper und Kreislauf sehr stark zu, kann es auch zu Ameisenlaufen oder Schwindelgefühlen kommen. In der Regel frieren wir aber vorher so sehr, dass wir uns aufwärmen.

Vorbeugen können wir durch regelmässige Bewegung. Dadurch wird der Herzmuskel trainiert und gestärkt. Er kann mehr pumpen, was wiederum die Durchblutung verbessert. Dabei muss man sich nicht zu sportlichen Höchstleistungen bringen. Schon ein täglicher Fussmarsch, Treppensteigen oder regelmässiges leichtes Training halten den Kreislauf in Schwung. Hilfreich ist zudem eine nährstoffreiche Ernährung.

Woher kommt die Bezeichnung «Kuhnagel»?

Draussen bei Minustemperaturen, Hände und Füsse sind kalt. Hinein zum Aufwärmen. Doch bevor es wohlig wird, kribbelt es in Fingern und Zehen. Dieses Phänomen entsteht, weil sich die Blutgefässe in der Kälte verengen. An der Wärme dehnen sie sich wieder aus. Geschieht das zu schnell, schmerzt es.

Warum nennen wir das im Schweizerdeutschen «Chuenagel»? Klar ist: Es hat weder mit Kühen noch mit Nägeln zu tun. Das Wort könnte sich laut Schweizer Idiotikon zusammensetzen aus «Chun» und «Agel». Der hintere Teil steht für etwas Spitziges oder Stechendes. Schwieriger ist es mit «Chun», dieser Begriff könnte laut Idiotikon von «Chuenagel» stammen, ursprünglich für «Hornagel». «Horn» steht dabei für Nagel, woraus sich folglich «Nagelstechen» ableitet.

Lena Bolz
In der kalten Jahreszeit braucht der Körper mehr Ruhe.

Lena Bolz

Dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin

Was sind Ihre Tipps, um Erkältungen frühzeitig zu bekämpfen?

Sobald man merkt, dass sich eine Erkältung anbahnt, kann man gewisse Präparate kurzzeitig höher dosieren, zum Beispiel Echinacea, dieses regt das unspezifische Immunsystem an und erschwert das Eindringen der Erreger in die Schleimhaut. Parallel dazu kann man den Körper mit Wärme unterstützen, beispielsweise durch Teetrinken oder ein Erkältungsbad.

Welche Nahrungsergänzungsmittel empfehlen Sie im Winter?

Ein Multivitaminpräparat schafft eine gute Basis. Während der Wintermonate sollte auch auf eine adäquate Versorgung mit Vitamin D, Zink oder Selen geachtet werden. Idealerweise startet man mit der Einnahme im Herbst. Es ist aber nie zu spät, um zu beginnen.

Worauf sollten Kundinnen und Kunden bei der Wahl eines Supplements achten?

Die Produkte sollten qualitativ hochwertig und die gewünschten Stoffe hoch dosiert sein. Beim Vitamin C gibt es retardierte Formen als Kapseln. Das heisst, das Präparat ist hoch dosiert, das Vitamin C wird dem Körper aber langsam abgegeben. So kann er es besser aufnehmen. Es lohnt sich zudem, darauf zu achten, dass einem die Form der Einnahme entspricht. Manche mögen lieber Lutschtabletten, andere bevorzugen etwas zum Auflösen und Trinken. Die Einnahme sollte möglichst angenehm sein.

Welche Produkte sollte man griffbereit haben?

Da gibt es eine ganze Reihe: Gut für die Schleimhäute sind Nasensprays oder Nasenduschen mit Meersalzlösungen. Sie befeuchten die Nasenschleimhaut und helfen, Viren abzuwehren. Alles, was wärmt, unterstützt den Körper ebenfalls. Dazu gehören Wärmeflaschen, Tees, warme Kleidung, aber auch ein wohltuender Badezusatz. Und schliesslich sind die genannten Supplements hilfreiche Begleiter.

Was ist Ihr persönlicher Geheimtipp für die Gesundheit im Winter?

Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung und regelmässige Entspannung. In der kalten Jahreszeit braucht der Körper auch mehr Ruhe. Ich bin überzeugt, wenn man ihm diese gibt, hilft das, um gesund zu bleiben.