In der Schweiz leidet jeder vierte Erwachsene an Bluthochdruck. Das entspricht rund 1,5 Millionen Menschen. Besonders tückisch: Ein Drittel der Betroffenen ahnt nichts von der Erkrankung.
Obwohl Bluthochdruck gefährlich ist, merken die Betroffenen meist nichts davon. Erst bei sehr hohen Werten treten unter Umständen Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Müdigkeit oder Ohrensausen auf.
Wie kommt der Blutdruck zustande?
Er entsteht durch das Pumpen des Herzens sowie den Widerstand der Gefässwände und dient dazu, das Blut durch den Körper zu transportieren. Zieht sich der Herzmuskel zusammen, fliesst das Blut vorwärts. In den Arterien entsteht dadurch ein höherer Blutdruck. Wenn sich der Herzmuskel wieder entspannt, füllt sich das Herz mit Blut, und der Blutdruck in den Arterien sinkt wieder. Dank den elastischen und muskulösen Arterienwänden fällt der Blutdruck jedoch niemals auf null, sondern bleibt auch zwischen den Herzschlägen hoch genug, damit das Blut im Kreislauf weiterfliessen kann.
Dieses rhythmische Steigen und Fallen des Blutdrucks wird bei der Blutdruckmessung ermittelt. Darum werden auch zwei Blutdruckwerte notiert. Der obere oder systolische Wert entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und der Druck in den Gefässen am höchsten ist (Systole). Der untere oder diastolische Wert hält den Zustand fest, in dem sich das Herz entspannt und der Druck in den Gefässen am geringsten ist (Diastole).
Der Blutdruck ist nicht immer gleich
Bei allen Menschen schwankt der Blutdruck im Laufe des Tages. Das ist abhängig von der Tätigkeit, psychischen Faktoren wie Aufregung, Angst, Stress und ob jemand kurz zuvor gegessen oder Alkohol getrunken hat. Auch körpereigene Prozesse nehmen Einfluss auf den Blutdruckwert: Das Gehirn steuert die Schwankungen, zudem sind weitere Stoffwechselsysteme sowie die Nieren und Nebennieren in die Regulierung des Blutdrucks involviert. Auch der Tagesrhythmus spielt eine Rolle, denn am Vormittag ist der Blutdruck am höchsten, über Mittag sinkt er ein wenig, während er am späten Nachmittag und Abend wieder ansteigt. Am niedrigsten sind die Blutdruckwerte im Schlaf. Aufgrund dieser Schwankungen kann die Diagnose «Bluthochdruck» nicht nach einer einmaligen Messung gestellt werden. Dazu soll der Blutdruck während einer Woche mindestens dreimal pro Tag zu den jeweils gleichen Zeiten ermittelt werden. Sind die Werte konstant zu hoch, handelt es sich tatsächlich um Bluthochdruck. Hypertonie, wie die Erkrankung im Fachjargon heisst, liegt bei Werten von 140/90 mmHg oder höher vor (siehe Box). Werden zu Hause oder in der Apotheke zu hohe Blutdruckwerte gemessen, ist ein Arztbesuch angezeigt, damit die Werte überprüft und bei Bedarf eine entsprechende Therapie verordnet werden kann.
Es ist sehr wichtig, Bluthochdruck zu behandeln. Ohne Therapie ist das Risiko von Hypertonie-Patienten, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden oder an Herzinsuffizienz zu erkranken, zwei- bis zehnmal so hoch wie bei Menschen mit normalen Werten. Schaffen es die Betroffenen jedoch, ihren Blutdruck zu senken oder sogar in den Normalbereich zu bringen, sinkt das Risiko für diese Leiden wie auch für Folgeerkrankungen deutlich.
Bluthochdruck behandeln
Bei leichtem Bluthochdruck genügt oft eine Änderung des Lebensstils, um die Werte zu verbessern. Gefragt sind eine ausgewogene und gesunde Ernährung, massvoller Salzkonsum, regelmässige Bewegung – mindestens 30 Minuten täglich zum Beispiel in Form von Walking, Jogging, Schwimmen, Langlauf oder Velofahren –, gemässigter Alkoholkonsum sowie Nikotinverzicht. Übergewichtige leiden häufiger an Bluthochdruck, aber auch Schlanke sind betroffen. Grundsätzlich gilt: Ein Gewichtsverlust von fünf Kilo kann den Blutdruck um 10 mmHg senken. Ausserdem ist bekannt, dass ständiger Stress – und dies über Wochen, Monate oder Jahre – den Blutdruck ebenfalls in die Höhe jagt. Stressabbau und Entschleunigung lohnen sich also doppelt. Vielfach genügt jedoch ein gesunder Lebensstil allein nicht zur Normalisierung des Blutdrucks. Die Einnahme von Medikamenten ist zusätzlich nötig. Entspannungsmethoden wie zum Beispiel Meditation, Qi Gong oder Yoga wirken unterstützend.
Die Rolle der Gene
Bei fünf Prozent der Patienten ist eine andere Krankheit Auslöser des Bluthochdrucks, beispielsweise Durchblutungsstörungen der Nieren oder Hormonstörungen. Eine wesentliche Rolle spielen die Gene: Personen mit Bluthochdruck in der Familie sind eher gefährdet. Dieser Faktor lässt sich leider nicht beeinflussen. Dasselbe gilt für das Alter, denn mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Hypertonie zu entwickeln.
Sonderfall Schwangerschaft
Manchmal tritt Bluthochdruck in der Schwangerschaft auf. Eine nur leichte Erhöhung reguliert sich unter Umständen durch körperliche Ruhe. Schwerere Fälle müssen jedoch unverzüglich ärztlich abgeklärt werden, denn oft geht es nicht ohne Medikamente.
Claudia Horsch
Apothekerin und Betriebsleierin einer Apotheke in Stäfa
Wie misst man seinen Blutdruck zu Hause richtig?
Vor der Messung sollte man sich fünf bis zehn Minuten ruhig hinsetzen. Dann wird die Manschette bei einem Oberarmgerät auf dem unbekleideten Oberarm oder bei einem Handgelenkgerät am Handgelenk angebracht. Anschliessend legt man den Arm nicht durchgestreckt und mit der Handfläche nach oben auf den Tisch. Dabei liegt die Oberarm-Manschette beziehungsweise das Handgelenk auf Herzhöhe. Während der Messung sollte man nicht sprechen.
Spielt die Tageszeit eine Rolle?
Ja, denn unmittelbar vor der Messung sollte auf Alkohol, Kaffee und Nikotin verzichtet werden. Auch sollte man nichts essen und Medikamente erst nach der Messung einnehmen. Das geht am besten, wenn die Messung nach dem Aufstehen oder vor dem Frühstück stattfindet.
Wie pflegt man sein Blutdruck-Messgerät?
Das Gehäuse des Messgerätes kann mit einem weichen, trockenen Tuch gereinigt werden und die Manschette mit einem weichen, leicht angefeuchteten, aber nicht nassen Tuch. Es ist auch wichtig, das Gerät und die Manschette keinen extremen Temperaturen, Feuchtigkeit oder direkter Sonneneinstrahlung auszusetzen. Ich empfehle zudem, das Gerät alle zwei Jahre überprüfen zu lassen, um die korrekte Funktion und die Genauigkeit sicherzustellen. Bringen Sie dafür das Gerät in Ihre Apotheke, wo dies gern für Sie übernommen wird.