Viele Babys und auch Kleinkinder lieben ihren Nuggi. Er tröstet, beruhigt kleine Gemüter und schenkt Sicherheit. Doch worauf sollten Eltern achten, damit der kleine Helfer nicht zu einer langfristigen Gewohnheit wird?
Wenn Babys weinen, unruhig sind oder nur schwer in den Schlaf finden, greifen viele Eltern zu einem bewährten Helfer: dem Nuggi. Er ist in vielen Familien ein fester Bestandteil des Alltags – und das aus gutem Grund. Denn Babys haben einen angeborenen Saugreflex, der nötig ist für das Stillen. Das Saugen wirkt gleichzeitig beruhigend und entspannend.
Kleiner, geschichtlicher Fun Fact: Schon die alten Ägypter versuchten ihre Kinder mit tönernen, süss gefüllten Saugtöpfchen zu beruhigen. Und im Mittelalter wurden den Babys mit Zucker oder Honig befüllte Stoffbeutel gegeben. Der Nuggi, so wie wir ihn heute kennen, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von zwei Zahnärzten erfunden.
Rund oder flach? Überlegungen vor dem Kauf
Nuggis gibt es in verschiedenen Materialien, Grössen und Formen. «Ich empfehle, dass man sich informiert, bevor das Baby auf der Welt ist», erklärt Nathalie Fawer, dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin. Viele werdende Eltern erhalten den ersten Nuggi für ihr Baby geschenkt. Doch nicht jeder ist für jedes Kind geeignet. Hat sich der Säugling erst an eine bestimmte Form gewöhnt, fällt eine spätere Umgewöhnung oft schwer. «Ich rate zu Nuggis mit eher flachen Mundstücken, weil diese im Gegensatz zu rundlichen Nuggis aus dem Mund fallen, sobald das Kind nicht mehr aktiv saugt», erklärt die Expertin. Dadurch verhindere man, dass dieser dauerhaft im Mund bleibt und sich der Kiefer verformt. Diese Gefahr besteht vor allem, wenn Kinder den Nuggi über lange Zeit im Mund haben. Da sich Kinder oft daran gewöhnen, dass der Nuggi im Mund bleibt, sollten solche mit einem runden Mundstück mit dem Wachstum des Kindes mitgehen. Meistens sind Nuggis nach Altersstufen gekennzeichnet. Da flache Nuggis ohnehin leichter aus dem Mund fallen, spielt die Grösse eine weniger wichtige Rolle.
Material und Hygiene
Bei den Materialien können Eltern zwischen Latex, Silikon und Kautschuk wählen. Latex ist weich, biegsam und bissfest. «Für Kinder, die gerne auf dem Nuggi kauen, ist Latex deshalb besser geeignet», erklärt Nathalie Fawer. Im Gegensatz zu Latex ist Silikon dafür hitzebeständig und geschmacksneutral. Ein Abkochen der Nuggis ist nur vor dem ersten Gebrauch nötig oder wenn das Kind krank ist. Ansonsten reicht es, wenn man sie zwischendurch heiss abspült, insbesondere nachdem der Nuggi im Freien auf den Boden gefallen ist. Rissige, poröse oder klebrige Nuggis gehören entsorgt. Wichtig: Nuggis nie in süsse Lebensmittel wie Honig oder Sirup tauchen – das fördert Karies, das bei Babys gefährlich sein kann.
Zum Beruhigen, aber nicht zum Spielen
«Mit dem Nuggi können Babys und Kleinkinder lernen, sich zu regulieren und zu beruhigen», erklärt die Drogistin. Insbesondere Babys mit sehr starkem Saugbedürfnis sollte man einen Nuggi anbieten. Denn für das Gebiss ist der Nuggi die bessere Alternative als der Daumen. Dieser übt beim Nuckeln einen stärkeren Druck auf Gaumen und Kiefer aus und ist zudem schwieriger abzugewöhnen. «Die Eltern sollten darüber bestimmen, wann der Nuggi zum Einsatz kommt, und nicht das Kind», rät sie. Er bietet sich vor allem als Tröster, bei Überreizung oder auch als Einschlafhilfe an. Ist das Kind entspannt, spielt oder interagiert, braucht es keinen Nuggi – sonst wird das Nuckeln schnell zur Gewohnheit. «Wenn man klare Strukturen und Regeln schafft, fällt auch die Entwöhnung leichter», weiss die Expertin.
Sanfter Abschied vom Nuggi
Der Sprachbeginn ist oft ein guter Moment, um den Nuggi schrittweise abzugewöhnen. «Wichtig ist, dass die Eltern das Kind auf den Abschied vorbereiten und diesen begleiten», sagt Nathalie Fawer. Ein Abschiedsritual kann dem Kind beim Loslassen helfen. Ob der Osterhase oder der Samichlaus den Nuggi gegen ein Geschenk tauscht oder das Kind den Nuggi an einen Nuggibaum hängt – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manchmal kann auch ein Kuscheltier als Ersatz dem Kind beim Beruhigen helfen. Denn das Bedürfnis, sich zu beruhigen, bleibt, auch wenn der Saugreflex nachlässt.