Kinderhaut benötigt von Beginn an besondere Aufmerksamkeit. Trockenheit und Juckreiz treten in den ersten Lebensjahren häufig auf. Wir verraten, wie Eltern nachhaltig helfen können.
Raue Hände, juckende Schienbeine oder rote Flecken an Armen und im Gesicht – vor allem die kalte Jahreszeit strapaziert die empfindliche Kinderhaut ungemein. Ein Grund dafür liegt in der besonderen Beschaffenheit der Kinderhaut. Die Hautbarriere, also die äussere Schutzschicht der Haut, ist dünner und weniger verhornt als bei Erwachsenen. Auch der Fett- und Feuchtigkeitsgehalt ist niedriger, wodurch die Haut generell schneller austrocknet. Dieser Effekt wird im Winter durch die Kälte zusätzlich verstärkt, denn dann produziert die Haut weniger Talg, sodass der natürliche Fettfilm dünner wird. Erste Anzeichen zeigen sich häufig an den Handknöcheln, die rau und rissig werden – Beschwerden, die auch viele Erwachsene gut kennen.
Auf Inhaltsstoffe achten
Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es sinnvoll, das Eincremen schon von klein auf als festen Bestandteil der täglichen Körperpflege zu integrieren. Bei der Auswahl geeigneter Pflegeprodukte sollten Eltern auf milde Formulierungen achten. Die Auswahl an bunten, wohlriechenden Shampoos und Duschgels für Kinder ist gross. Häufig ist ein angenehmer Duft für den Kauf entscheidend. Doch genau hier ist Vorsicht geboten: Lotionen und Duschgels sollten nicht übermässig, am besten gar nicht parfümiert und frei von Alkohol (trocknet die Haut aus) sowie reizenden Konservierungsstoffen sein.
Fachpersonen empfehlen, rückfettende Duschgels zu verwenden sowie Feuchtigkeitscremes und Lotionen, die Inhaltsstoffe wie Glycerin, Panthenol oder Allantoin enthalten. Glycerin ist gut verträglich und hilft, die Feuchtigkeit in der Haut zu binden. Panthenol fördert die Wundheilung und wirkt beruhigend. Allantoin pflegt gereizte Haut und fördert die Regeneration.
Tipps für kleine Eincreme-Muffel
Während einige Kinder das Eincremen mitmachen, ohne zu murren, protestiert ein grosser Teil lautstark: «Es klebt!», «Dauert zu lange!» oder einfach «Ich will nicht!». Eine mögliche Lösung: das Kind selbst eincremen lassen. So bekommen die Kleinen mit der Zeit auch selbst ein Gefühl dafür, ob ihre Haut sich geschmeidig oder noch rau anfühlt. Eine weitere Methode, Eincreme-Muffel zu begeistern, sind Make-up-Bürsten. Diese eignen sich nicht nur zum Auftragen von Foundation, sondern auch hervorragend für Lotionen oder Sonnencremes, und wenn die Kids das selbst machen dürfen, wird die tägliche Pflege vielleicht sogar zum (Kinder-)Spiel – ein Versuch lohnt sich.
Neben der Kälte setzt auch trockene Heizungsluft der Haut zu, da sie ihr Feuchtigkeit entzieht. Abhilfe schaffen moderne Luftbefeuchter oder die klassischen Heizkörper-Verdunster, die das Raumklima verbessern. Noch einfacher geht es, wenn man die nasse Wäsche in der Wohnung trocknen lässt oder ein feuchtes Handtuch oder eine Schüssel Wasser auf die Heizung stellt. Hier jedoch die Luftfeuchtigkeit im Auge behalten, weil dies je nach Beschaffenheit der Wohnung langfristig zu Schimmel führen kann.
Eine besonders grosse Rolle spielt die Feuchtigkeitspflege bei Neurodermitis. Laut «aha! Allergiezentrum Schweiz» leidet etwa jedes fünfte Kind im Land am sogenannten atopischen Ekzem. Der ständige Juckreiz ist nicht nur unangenehm, er schädigt auch die Hautbarriere und kann sie anfälliger für Infektionen machen. Eine konsequente Feuchtigkeitspflege kann Betroffenen den Alltag mit dieser Krankheit erleichtern.
Wichtig ist, die Produkte an die Jahreszeit anzupassen. Das heisst: im Winter eher fetthaltige Produkte verwenden und im Sommer leichtere Lotionen mit geringem Fett-, dafür höherem Feuchtigkeitsanteil. Auch die Kleidung hat einen Einfluss. Schwitzen verstärkt den Juckreiz, daher sind atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle ideal. Nähte können die empfindliche Haut zusätzlich reizen. Ein einfacher Trick: Leibchen auf links drehen, um unangenehme Reibung zu vermeiden.
Hautveränderungen beobachten
Juckreiz kann aber auch durch eine sogenannte Kontaktdermatitis entstehen. Die Auslöser können allergischer Natur sein, etwa durch Metalle wie Nickel oder auch durch Konservierungsmittel in Kosmetika und Shampoos. In solchen Fällen sollte der Auslöser konsequent gemieden werden. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass die Hautveränderung häufig erst zeitverzögert oder bei wiederholtem Gebrauch beziehungsweise Kontakt auftritt. Hat man die Ursache erkannt und meidet den Trigger, heilt das Ekzem meist von selbst wieder ab.
Bei der irritativen Kontaktdermatitis hingegen können physikalische oder chemische Reize die Ursache sein. Das kann schon durch häufiges Händewaschen oder haushaltsübliche Reinigungsmittel ausgelöst werden.
Wenn völlig unklar ist, woher ein Ausschlag kommt, und der Juckreiz schlimmer wird oder nicht weggeht, sollte man medizinischen Rat einholen. Wenn die trockenen Stellen ohne ersichtlichen Auslöser plötzlich auftauchen, kann dies auch ein Hinweis auf eine Virusinfektion wie Windpocken oder andere Kinderkrankheiten sein, die es abzuklären gilt.

Angela Gernet
Dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiter
Gibt es eine Basispflege für die tägliche Anwendung bei trockener Kinderhaut?
Ja, es gibt bei uns eine grosse Auswahl an milden Lotionen, die das Hautmikrobiom unterstützen. Diese werden speziell für trockene Kinderhaut entwickelt. Zum Baden und Duschen eignen sich ergänzend rückfettende Reinigungsprodukte, zum Beispiel mit Mandel- oder Jojobaöl.
Welche Abfolge für die Pflegeroutine empfehlen Sie?
Je nach Tagesroutine mit den Kleinen passt das Eincremen besser am Morgen oder am Abend in den Zeitplan. Bei besonders trockenen Hautstellen können Eltern punktuell eine reichhaltige Creme auftragen und für den restlichen Körper eine leichtere Lotion verwenden, die sich einfacher verteilen lässt. Am besten trägt man die Pflege direkt nach dem Baden oder Duschen auf – das beruhigt die Haut und schliesst die Feuchtigkeit ein.
Lässt sich die Haut auch von innen stärken?
Viel trinken ist für Gross und Klein wichtig – am besten Wasser oder ungesüssten Tee. Gesunde Öle beim Kochen sowie der regelmässige Verzehr von Nüssen können helfen, trockene Haut vorzubeugen – natürlich nur, wenn keine Allergie besteht. Ich empfehle, zur Ergänzung Nachtkerzenöl-Kapseln einzunehmen. Diese lassen sich öffnen und dem Kind z.B. ins Joghurt mischen.
Welche Pflegeprodukte sollte man für Kinder eher vermeiden?
Man sollte möglichst reizende Produkte, die für Erwachsene entwickelt wurden, vermeiden. Diese enthalten oft Substanzen wie Urea oder Duftstoffe, die für die Kinderhaut nicht geeignet sind.