Prüfungsangst und Lampenfieber können für die Betroffenen eine Qual sein und zum Versagen an Tests oder bei Auftritten führen. Doch es gibt Wege aus dieser Angst.
Lampenfieber und Prüfungsangst sind sehr ähnliche Phänomene, die von vielen gefürchtet sind – vor allem, wenn sie über ein erträgliches Mass hinausgehen. Denn tatsächlich kann Prüfungsangst dazu führen, dass jemand eine schlechte Note schreibt oder durch einen Test rasselt, obwohl er oder sie die Materie eigentlich beherrscht. Die Betroffenen leiden oft unter einem enormen Leistungsdruck. Die Angst, zu versagen, lässt sie kaum schlafen, verschlägt ihnen den Appetit, verursacht Übelkeit und nimmt ihnen das Selbstvertrauen.
Prüfungsangst kann jeden und jede treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialer Stellung. In manchen Fällen wird sie stetig intensiver, in anderen dagegen ist sie ganz plötzlich da. Jeder Mensch erlebt sie individuell und sie äussert sich auch nicht bei allen gleich. Nicht selten gehen dem Leiden negative Erlebnisse voraus. Lampenfieber und Prüfungsangst sind also nicht angeboren, sondern im Lauf des Lebens erworben, sei es durch Erfahrung, die Umgebung, den Erziehungsstil der Eltern oder eigene Überzeugungen. Auch Perfektionismus oder eine hohe Erwartungshaltung kann Prüfungsangst befeuern.
Marianne Hodel, dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin in Ebikon, berät immer wieder Kundinnen und Kunden, die wegen solcher Ängste Hilfe suchen. «Gerade jetzt sind es einige, denn die Zeit von Lehrabschluss-, Gymi- oder Semesterprüfungen steht vor der Tür.» Aber auch in der restlichen Zeit des Jahres wenden sich einige wegen Prüfungsangst an sie und ihr Team. «Dann geht es zum Beispiel um die Fahrprüfung oder Kinder, die in den ersten Primarklassen mit Tests und Noten konfrontiert werden. Bei Erwachsenen können wichtige Termine bei der Arbeit, ein Vorstellungsgespräch oder eine Präsentation der Auslöser sein», erklärt sie.
Was tun bei einem Blackout?
Ein einfacher Trick kann in dieser Situation helfen: einfach das Blatt umdrehen und eine simple Rechnung machen, die man problemlos lösen kann. Das gibt wieder Selbstvertrauen. Ein weiteres Gegenmittel ist Ablenkung mit einem Gedanken an die letzten Ferien oder ganz banal, indem man bis 20 zählt. So gewinnt man die Kontrolle über seine Gedanken zurück.
Hilfe aus der Natur
Gerade bei den pflanzlichen Mitteln steht eine breite Palette geeigneter Präparate zur Verfügung. Ginseng und Rosenwurz wirken aufbauend, stärkend und stressausgleichend. «Lavendel, Passionsblume und Melisse beruhigen das Nervensystem, B-Vitamine stärken es. Homöopathisches Kava-Kava und Gelsemium bekämpfen die Angst, Spagyrik-Essenzen wie Coffea lindern die Nervosität», so die Drogistin. «Zur Entspannung und für einen besseren Schlaf können Bachblüten, Homöopathie, Schüssler Salze oder Präparate auf Basis von Baldrian, Passionsblume und Hopfen eingesetzt werden. Oder wir empfehlen natürliche Stärkungsmittel, die den Energiehaushalt, die Konzentration und das Nervenkostüm unterstützen.» Zahlreiche dieser Mittel eignen sich auch für Kinder.
Marianne Hodel gibt auch folgenden Tipp: «Ginkgo ist super für die Hirnleistung und das Gedächtnis. Die Pflanze verbessert die Durchblutung im Gehirn, was schliesslich zur Steigerung der Aufnahme- und Merkfähigkeit führt.» Hilfreich bei Schlafstörungen wegen Prüfungsangst sind auch Entspannungsübungen, die auch direkt vor einem Test nützlich sind. Dasselbe gilt für regelmässiges und ruhiges Atmen, schluckweises Wassertrinken und Aromatherapie, beispielsweise mit ätherischen Ölen von Zitrusfrüchten oder Lavendel. Immer dieselben Rituale zu befolgen hilft zusätzlich, denn Rituale beruhigen.
Denkweise ändern
Was können die Betroffenen aktiv gegen die Angst vor dem Versagen tun? In erster Linie sollten sie wissen, dass Herzklopfen sowie kalte oder feuchte Hände normale körperliche Reaktionen auf Prüfungssituationen oder bevorstehende Auftritte sind. Wer weiss, dass ein bisschen Adrenalin auch die Hirndurchblutung fördert, kann auf die aufsteigende Nervosität positiv reagieren wie zum Beispiel: «Danke, Adrenalin, dass du mein Hirn auf Touren bringst.»
Bei Kindern kommt dem Verhalten der Eltern grosse Bedeutung zu. «Sie sollten ihrem Sohn oder ihrer Tochter Mut machen», sagt Marianne Hodel. «Der Leistungsdruck in der Schule ist heutzutage enorm. Meist machen sich die Kinder selbst schon genügend Druck, diesen sollten die Eltern nicht noch zusätzlich aufbauen.» Unterstützend wirkt es, wenn Eltern klar sagen, was sie wollen. Sätze wie «Wir lieben dich unabhängig davon, wie die Note ausfällt» können die Last auf den kleinen Schultern etwas verringern.
Realistisch bleiben
Gegen Prüfungsangst und Lampenfieber lässt sich also einiges tun. Die richtige Lernstrategie und die aufrichtige Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen sind dabei sicher eine gute Vorbereitung. Und immer realistisch bleiben: Man betrügt sich selbst, wenn man sich einredet, den Test locker zu bestehen, wenn die Voraussetzungen in Wirklichkeit gar nicht gegeben sind. Was wirklich etwas bringt, ist realistisches Denken. «Ich gebe mein Bestes» oder «Andere Prüfungen habe ich auch bestanden» sind gute Motivationssätze.
Tipps gegen die Anspannung
- Atemübungen, Meditation oder eine Massage am Abend vor einem wichtigen Ereignis beruhigen.
- Eine Viertelstunde spazieren oder Turnübungen kurbeln den Kreislauf an.
- Vor Testbeginn an etwas Positives denken oder die Lieblingsmusik hören.
- Während des Tests systematisch von einer Aufgabe zur nächsten gehen, diese gut lesen und sich Notizen machen.
- Kaffee oder Energydrinks besser meiden, denn sie fördern die Aufregung.