Osteoporose, im Volksmund auch Knochenschwund genannt, nimmt weltweit zu. Häufig erkennt man sie erst, wenn Knochenbrüche als Folgeerscheinung auftreten. Mit modernen Diagnosemethoden kann man Knochenschwund frühzeitig erkennen und mit entsprechenden Massnahmen der Krankheit und ihren Folgen vorbeugen.
Er ist ein Wunderwerk der Natur: der Knochen. Seine filigrane Architektur mit den vielen, ineinander verschachtelten Bälkchen sorgt für eine unglaubliche Stabilität und ist überaus stark. Das menschliche Skelett besteht aus über 200 Knochen unterschiedlicher Grösse, Form und Zusammensetzung. Wer meint, der Knochen sei eine tote Materie, der irrt also. Er wird ständig auf-, um- und abgebaut - pro Jahr werden rund zehn Prozent unseres Skeletts erneuert.
Auf- und Abbau in Balance
Für den Knochenstoffwechsel sind drei Arten von Zellen verantwortlich. Die Osteoblasten sorgen dafür, dass das Knochengerüst gebildet wird. Dieses wird mit Knochensubstanz aufgefüllt. Hier spielen die Osteozyten eine wichtige Rolle. Gegenspieler dieser beiden Zellen sind die Osteoklasten. Diese Fresszellen bauen alten, geschädigten Knochen ab. Hält sich dieser Auf- und Abbau die Waage, dann ist der Knochen gesund und stark. Doch mit dem Alter kippt das Gleichgewicht und der «Knochenschwund» überwiegt. Die Männer starten zwar mit einem besseren Kapital, denn sie besitzen in der Regel grössere und stärkere Knochen. Doch auch beim Mann nimmt der Abbau mit dem Alter zu. Ab dem vierzigsten Lebensjahr baut sich der Knochen bei beiden Geschlechtern im Durchschnitt um etwa ein Prozent pro Jahr ab. Frauen verlieren in den fünf bis zehn Jahren nach den Wechseljahren etwa zwei bis fünf Prozent der Knochenmasse pro Jahr. Ist der Abbau zu stark, werden die Knochen schwach und brechen schon bei geringer Belastung. Man spricht dann von einer sogenannten Osteoporose. Heute muss etwa jede zweite Frau und jeder fünfte Mann um die 50 Jahre mit einem Osteoporose-bedingten Knochenbruch in seinem Leben rechnen. Am häufigsten brechen die Wirbel, gefolgt von der Hüfte.
Erste Auswirkungen von Osteoporose
Oftmals brechen die Wirbel beim blossen Husten oder beim Tragen von schweren Lasten, die Schmerzen werden allerdings nicht selten als «Hexenschuss» fehlgedeutet. Nach einigen Wochen klingen zwar die Schmerzen ab, die Verformung der Wirbelsäule aber bleibt. Plötzlich sind die Menschen kleiner oder bekommen einen Buckel. Als Behandlung kommt bei den meisten Frakturen nur noch eine Operation infrage. Leidet jemand an einer Osteoporose, kann der Knochenabbau mit Medikamenten aufgehalten und stabilisiert werden. Ziel ist es jedoch, die Knochendichte wieder aufzubauen.
Mittel der Wahl für die Therapie sind heute die sogenannten Bisphosphonate. Die Tabletten mit diesem Wirkstoff werden nach genauen Vorgaben eingenommen. Der Verdauungstrakt kann die Tabletten sehr schlecht ins Blut aufnehmen. Daher schlucken Betroffene das Medikament morgens auf den nüchternen Magen mit einem Glas Leitungswasser. Nahrungsmittel und Medikamente, welche die Aufnahme stören, dürfen erst eine halbe Stunde später eingenommen werden. Weil die Tabletten zu Schäden an der Speiseröhre führen können, wenn sie hängen bleiben, muss der Oberkörper nach der Einnahme aufrecht bleiben - der Patient darf sich während mindestens 30 Minuten nicht hinlegen.
Medikamente helfen
Bei leichteren Formen der Osteoporose kommen weibliche Hormone wie Oestrogene und Gestagene zum Einsatz. Die längerfristige Verabreichung dieser Hormone kann das Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Embolien und Thrombosen erhöhen. Andere Wirkstoffe sind Raloxifen und Parathormon. Ersteres hat am Knochen den gleichen Effekt wie die weiblichen Geschlechtshormone. Es hemmt den Knochenabbau, was zu einer Zunahme der Knochendichte führt. Für schwere Formen der Osteoporose kann das Parathormon gespritzt werden. Dies fördert den direkten Knochenaufbau.
Ausreichend Vitamin D
Basis für alle Osteoporose-Therapien sind Kalzium- und Vitamin-D-Präparate. Ohne diese Mittel kann keine effiziente Senkung des Risikos für Knochenbrüche erreicht werden. Deshalb werden diese Präparate zusätzlich zu den andern spezifischen Osteoporose-Medikamenten verordnet. Anstatt zu therapieren, wäre es natürlich besser, der Krankheit vorzubeugen.
Doch genau da liegt das Problem. Denn Osteoporose ist eine heimtückische Krankheit. Der zunehmende Knochenschwund verläuft unbemerkt. Er schmerzt erst, wenn es, wie nach einem Knochenbruch, zu spät ist. Deshalb sollte Osteoporose für alle Menschen ab fünfzig Jahren ein Gesprächsthema beim nächsten Hausarztbesuch sein. Er kann die Risikofaktoren wie familiäre Vorbelastung, Mangelernährung, Rauchen, Alkoholgenuss, Knochenbrüche, Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Kortison, Schilddrüsenhormonen oder Antieptileptika, Geschlechtshormonmangel oder chronische Magen-Darm-Erkrankungen abklären. Bei Bedarf wird der Hausarzt eine Knochendichtemessung, auch DXA-Messung genannt, oder eine Überweisung an einen Spezialisten veranlassen.
Gesunde Ernährung bei Osteoporose
Für starke Knochen ist Eigeninitiative von klein auf nötig: Eine gesunde Ernährung mit genügend Kalzium und Vitamin D ist die Basis, damit die Knochen gesund bleiben. Milch und Milchprodukte sowie kalziumreiche Mineralwasser (enthalten mehr als 550 mg Kalzium pro Liter) sind wichtige Lieferanten dieses Mineralstoffes. Aber auch Gemüse (Broccoli, Spinat, Karotten), Haselnüsse, Früchte (Feigen, Orangen, getrocknete Aprikosen), Getreideprodukte und Kartoffeln versorgen den Körper mit genügend anderen Mineralstoffen und Vitaminen.
Vitamin D tankt man am besten bei viel Bewegung in der Natur. Denn die Bildung des Vitamins wird von den Sonnenstrahlen angeregt. Bei älteren Personen und in Wintermonaten besteht meistens ein Vitamin-D-Mangel, sodass die Nahrung mit Vitamin D ergänzt werden muss. Zudem braucht der Körper sanfte Bewegung, um Knochenmasse aufzubauen. Dafür geeignet ist jede Form der Aktivität, die etwas Druck auf die Knochen ausübt, also spazieren gehen, Gartenarbeit verrichten oder den Haushalt auf Vordermann bringen. Weniger gut ist Schwimmen, da dabei der Druck fehlt. Bewegung und Sport verbessern auch die Beweglichkeit und das Gleichgewicht, was wiederum Stürzen vorbeugt. Also nichts wie raus an die frische Luft! Das tut Körper, Geist und Seele gut.