Erkältungszeit

Ratgeber / Gesundheit

Gesund durch die Erkältungszeit

24.11.2021 / von 

Gerade wenn es draussen kalt und ungemütlich wird, haben Viren ein leichtes Spiel. Ein starkes Immunsystem kann helfen, eine Ansteckung zu verhindern.

Der Hals schmerzt, die Nase läuft und man möchte am liebsten im Bett bleiben: Zurzeit nehmen die Erkältungen und Grippeerkrankungen zu. Doch nicht die niedrigen Temperaturen verursachen die Krankheit, sondern eine Reihe von Viren, die nun besonders aktiv sind. Schuld ist nämlich die trockene Luft, die es den Viren erleichtert, in die oberen Atemwege zu gelangen, wo sie auf ebenfalls meist trockene Schleimhäute treffen. Ist dazu die Nasenspitze unterkühlt und schlechter durchblutet, werden die Viren kaum mehr abgewehrt.

Grippe oder grippaler Infekt?

Der Name sorgt zwar für Verwechslungen, aber tatsächlich handelt es sich um verschiedene Krankheiten. Die Symptome sind ähnlich, doch die Ursachen und vor allem der Verlauf sind unterschiedlich. Eine Erkältung – auch grippaler Infekt genannt – entwickelt sich nach einer Ansteckung mit Rhinoviren oder auch anderen Virenformen. Sie beginnt schleichend und verläuft milder als eine Grippe (siehe Interview unten). Eine Grippe hingegen wird durch Influenzaviren verursacht, tritt meist innert weniger Stunden auf und kann einen schweren Verlauf nehmen. Personen mit Grunderkrankungen wie chronischen Herzleiden und Nieren-, Leber- oder Stoffwechselkrankheiten sowie Menschen über 60 Jahre gelten als besonders gefährdet für einen schweren Verlauf.

Bakterielle Superinfektion

Eine Erkältung kann im Normalfall gut zu Hause auskuriert und behandelt werden, ohne dass ein Arztbesuch erforderlich ist. Trotzdem gilt es, die Erkältung ernst zu nehmen und den Körper zu schonen. Unbehandelt oder verschleppt, besteht die Gefahr einer zusätzlichen bakteriellen Infektion. Es können sich schwere Folgeerkrankungen entwickeln, wie eine Lungen- oder Herzmuskelentzündung, die eine Behandlung mit Antibiotika nötig machen. In diesen Fällen ist unbedingt der Gang zu einer Ärztin oder einem Arzt ratsam.

Manfred Kammermeier
Um einer Erkältung vorzubeugen sollten die körpereigenen Abwehrkräfte gestärkt werden.

Manfred Kammermeier

Apotheker und Betriebsleiter in Winterthur

Wie erkenne ich als Laie den Unterschied zwischen einer Erkältung und einer Grippe?

Eine Grippe beginnt meist plötzlich, eine Erkältung eher schleichend. Fieber ist bei normalen Erkältungen eher selten, bei einer Grippe sind 38,5 bis über 40 Grad üblich. Erkältungen klingen üblicherweise nach wenigen Tagen wieder ab, während Grippekranke meist mehrere Tage ans Bett gefesselt sind. Bei manchen dauert die vollständige Genesung sogar Wochen.

Was kann man gleich zu Beginn tun, damit die Erkrankung möglichst milde verläuft?

Ich empfehle, ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser und ungesüssten Tees zu sich zu nehmen. Ein warmes Vollbad mit einem ätherischen Badeölzusatz kann den Körper ebenso unterstützen wie pflanzliche Präparate mit Extrakten aus Rotem Sonnenhut oder Pelargonium. Ebenso aktivieren spagyrische Mischungen die Selbstheilungskräfte.

Wie lässt sich einer Erkältung am besten vorbeugen?

Erkältungsviren werden durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. Bekannte Massnahmen wie Abstandhalten, regelmässiges Händewaschen, Masketragen und Lüften der Wohnräume helfen auch in diesen Fällen. Ebenso von Vorteil ist es, die körpereigenen Abwehrkräfte mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Ruhe- und Erholungsphasen und täglicher Bewegung an der frischen Luft zu stärken.

Klassischer Verlauf einer Erkältung

Erkältungsverlauf

Phase 1: Halsschmerzen

Eine klassische Erkältung beginnt meist mit einem Kratzen im Hals. Die Viren setzen sich in den oberen Atemwegen fest und lösen eine erste Immunreaktion aus. In dieser Phase helfen Lutschtabletten, Gurgellösungen oder Mund- und Rachensprays mit Wirkstoffen, die desinfizieren, Schmerzen lindern und die Entzündung hemmen. Auch pflanzliche Lutschpastillen, zum Beispiel mit Salbei, können Erleichterung verschaffen.

Phase 2: Schnupfen

Durch die Abwehrreaktion des Immunsystems entsteht ein Sekret, das die verstopfte Nase verursacht. Wenn die Atmung dadurch behindert ist, eignet sich der kurzzeitige Einsatz von Nasensprays mit Wirkstoffen, die für das schnelle Abschwellen der Nasenschleimhaut sorgen. Auch die Inhalation von warmem Wasserdampf unter Zusatz von ätherischen Ölen wie Eukalyptus oder Kiefernadeln ist zur Unterstützung gut geeignet. Bei wunder Nase und ausgetrockneter Nasenschleimhaut helfen pflegende Salben mit Dexpanthenol.

Phase 3:  Kopf- und Gliederschmerzen

Kopf- und Gliederschmerzen können schon früher einsetzen, sind jedoch meist um den vierten und fünften Tag am stärksten. Was jetzt hilft, sind Präparate mit Paracetamol oder Ibuprofen, die es in unterschiedlichen Darreichungsformen gibt, zum Beispiel als Tabletten, Brausetabletten oder Granulat. Sie lindern die Schmerzen und senken das Fieber.

Phase 4:  Trockener Reizhusten

Gegen hartnäckigen Reizhusten helfen pflanzliche Mittel wie Eibisch oder Isländisch Moos, entweder in Form von Lutschpastillen oder Saft. Sie wirken lokal im Mund-Rachen-Bereich und legen einen beruhigenden Schutzfilm auf die Schleimhaut. Die Hustenrezeptoren werden so quasi umhüllt und weniger reizbar gemacht. Wenn es nötig ist, können auch chemische Präparate eingesetzt werden. Ein altbewährtes Hausmittel ist Honig: ein Teelöffel davon direkt in den Mund oder als Süssungsmittel im Tee ist eine Wohltat für Gross und Klein.

Phase 5:  Festsitzender Husten

Nach der Reizphase kann es vorkommen, dass sich das Sekret festsetzt. Pflanzliche Wirkstoffe wie Eukalyptus, Thymian oder Efeu-Extrakte lösen den Schleim und unterstützen das Abhusten.

Je nach pflanzlichen Wirkstoffen stehen verschiedene Formen wie Säfte, Tropfen, Kapseln oder Einreibemittel zur Verfügung. Schleimlöser aus der Schulmedizin sind eine weitere Alternative, wie etwa Ambroxol oder Acetylcystein. Auf alle Fälle sollte in dieser Phase viel getrunken werden.