ADHS Kinder

Ratgeber / Gesundheit, Kind & Familie

Diagnose: ADHS

28.10.2019 / von 

Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und hat den früher in der Schweiz gängigen Begriff POS/Psychoorganisches Syndrom abgelöst. In der Entwicklung von ADHS-Kindern treten Verzögerungen und Hürden auf.

Was ist ADHS?

Das Kürzel ADHS fasst Verhaltensauffälligkeiten und Störungen zusammen, die ein normal begabtes und liebenswertes Kind unter Umständen in die Rolle des Aussenseiters drängen und es für seine Eltern zum «Sorgenkind» machen. Das Beschwerdebild hat im Einzelfall eine jeweils eigene Ausprägung, es lassen sich jedoch einige Grundzüge aufzeigen.

  • Steht eine Aufmerksamkeitsstörung im Vordergrund, hat das Kind vor allem Mühe, sich auf eine Aufgabe oder eine Situation zu konzentrieren und während längerer Zeit bei der Sache zu bleiben. Es gelingt ihm nur schwer, Anweisungen vollständig zu erfassen und ihnen Folge zu leisten; es lässt sich leicht ablenken, verliert häufig Gegenstände und neigt dazu, bei alltäglichen Handlungsabläufen vergesslich zu sein. Es versteht sich fast von selbst, dass ein Kind mit diesen Veranlagungen Mühe hat, dem Schulunterricht konzentriert zu folgen, Testsituationen zu bewältigen oder in nützlicher Frist seine Hausaufgaben zu erledigen.
  • Kindliche Hyperaktivität äussert sich in einem unkontrollierten Bewegungsdrang. Zappeln, Unrast, unruhiges und sich verhaspelndes Sprechen und die Schwierigkeit, sich intensiv einer Freizeitaktivität zu widmen, sind ebenfalls Merkmale der Hyperaktivität.

Keine Schuldzuweisungen

Unsere Gesellschaft ist darauf angelegt, dass Menschen in möglichst allen Lebensbereichen «funktionieren». Ein ADHS-Kind ist in diesem Sinne nicht voll funktionstüchtig, es fällt sozusagen aus der Reihe, seine Erziehung macht den Eltern Probleme.

Noch lassen sich die Ursachen dieser Störungen wissenschaftlich nicht zweifelsfrei erklären. Ganz gewiss falsch sind Schuldzuweisungen: Weder sind die Eltern schuld, noch hat das Kind Schuld an seinem Fehlverhalten. Je eher Eltern oder auch Lehrpersonen bereit sind, das Kind in seiner Eigenart und seiner individuellen Ausprägung zu respektieren, desto eher werden sie für eine professionelle Abklärung und eine geeignete Therapie sorgen.

Stress bewältigen

«Unser Stress begann gleich nach der Geburt von Martin», schreibt eine Mutter in ihrem Erfahrungsbericht in der Broschüre «Das hilft bei  ADHS», herausgegeben von elpos Schweiz, dem Schweizerischen Elternverein für ADHS-respektive POS-Betroffene (siehe auch im Internet unter www.elpos.ch).

Sie erinnert sich an die Schwierigkeiten beim Stillen, an die kurzen Schlafphasen und die Schreiattacken des Säuglings: «Martin war vier Monate alt und ich ein halbes Nervenwrack.» Martin wurde zum Kleinkind, das unverhältnismässig stark ausrastete, wenn es nicht das bekam, was es wollte.

Der tägliche Horror, bis Martin endlich bereit war für den Kindergarten, und die Anrufe von Eltern, die sich über Martins Verhalten im Kindergarten beschwerten. Schulprobleme - bis endlich die Diagnose feststand: ADHS. «Im Gegensatz zu meinem Mann war ich nicht geknickt, sondern eher froh. Ich musste mich nicht mehr schämen, wenn andere Mütter mit ihren Kindern die Strassenseite wechselten, wenn wir kamen. Nun konnte ich ihnen erklären, dass Martin ‹krank› ist».

Diese kurzen Sätze lassen ein grosses Mass an Stress, Leid und ständiger Herausforderung erahnen. Dass Martin seinen Weg machen und eine Berufslehre beginnen konnte, hat er einer professionellen Therapie zu verdanken - und vor allem seiner Mutter, die selbst in bedrängenden Stresssituationen standhielt und immer an die Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten ihres Sohnes glaubte.

ADHS und Ritalin

Beim Begriff Therapie kommt im Umfeld von ADHS rasch das Thema «Ritalin» zur Sprache: ein Medikament, das im Zentralnervensystem in den Dopamin-Haushalt eingreift und dessen Wirkmechanismus heute noch nicht vollständig geklärt ist. Fest steht, dass eine ADHSTherapie von einer Fachperson ausgearbeitet sein muss und ausser dem Kind auch das familiäre Umfeld mit einbezieht.