Viele Frauen wissen, wie unangenehm und schmerzhaft eine Blasenentzündung sein kann. Eine Abklärung in der Apotheke kann helfen, bakterielle Infekte zu erkennen und direkt zu therapieren.
Bis zu 70 Prozent aller Frauen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung. Bei der sogenannten Zystitis entzündet sich die Schleimhaut der Harnblase oder Harnröhre. Meistens verläuft eine Infektion harmlos und ist schnell auskuriert. Steigt sie jedoch weiter auf in die Harnleiter oder Nieren, kann es zu folgenschweren Komplikationen kommen.
Klare Anzeichen einer Blasenentzündung
Aufgrund der gereizten Schleimhaut wird die Dehnbarkeit der Blase vermindert, was einen häufigen Harndrang zur Folge hat. Allerdings können Betroffene nur kleine Mengen Urin pro Toilettengang ausscheiden. Weitere Symptome sind Brennen beim Wasserlassen sowie Schmerzen im Unterbauch. Oft färbt sich der Urin trüb und enthält manchmal auch Blut, das oft nicht mit blossem Auge sichtbar ist. Klar erkennbare Blutspuren deuten auf einen stärkeren Infekt hin, bei dem eine ärztliche Abklärung empfehlenswert ist – oder wenn die Symptome trotz Behandlung weiterhin andauern. Auch wer zum ersten Mal an einer Zystitis erkrankt, sollte eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.
Bakterien als Ursache
Frauen erkranken viel häufiger an einer Blasenentzündung als Männer. Das hat anatomische Gründe: Die Harnröhre im weiblichen Körper ist viel kürzer als jene im männlichen. Das verkürzt auch den Weg für Bakterien, in die Harnblase zu dringen. Auch durch die Nähe zur Analregion gelangen zum Beispiel E.-coli-Bakterien aus dem Darm in die Harnröhre. Eine richtige Intimhygiene ist für Frauen daher unumgänglich: Auf der Toilette wischt frau immer von vorne nach hinten. Wer besonders anfällig ist, kann zusätzlich feuchtes, unparfümiertes Toilettenpapier verwenden. Bei einer Blasenentzündung spielen auch sexuelle Aktivitäten keine unwesentliche Rolle. Für Frauen ist es besonders empfehlenswert, maximal 15 Minuten nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette zu gehen. Denn das unmittelbare Urinieren nach dem Liebesspiel schwemmt unliebsame Bakterien aus der Harnröhre wieder aus.
Die Blase mag Wärme
Im Sommer lauert die höchste Gefahr einer Blasenentzündung in der Kleidung: Ein feuchtes Badekleid oder ein nasser Bikinislip kühlen die Blasenregion selbst bei sommerlichen Temperaturen ab. Die Folge ist eine geschwächte lokale Abwehr. Auch laue Sommernächte im Freien können trügerisch sein, vor allem wenn die empfindliche Beckenregion nicht ausreichend geschützt ist. Kalte Füsse oder ein modisch nackter Bauch sind ebenso Treiber für den Ausbruch eines Blaseninfekts. Eine ausreichende und warmhaltende Kleidung ist das A und O, um das Immunsystem zu unterstützen.
Blasenentzündung im Alter
Bei reiferen Frauen kann ein tiefer Östrogenspiegel die Schleimhäute austrocknen. Es entstehen feine Risse, in denen sich Bakterien besser festsetzen können. Häufig verlaufen Infekte in diesem Alter schmerzlos und in manchen Fällen weist lediglich ein häufigerer Harndrang auf eine mögliche Blasenentzündung hin. Und wenn sich die Blase nicht richtig entleert oder der Harn langsam abfliesst, haben Erreger leichteres Spiel, um eine Entzündung auszulösen. Das ist auch der Grund, weshalb ältere Männer mit einer vergrösserten Prostata – welche die Harnröhre einengt – vergleichsmässig häufiger von einem Blaseninfekt betroffen sind als junge Männer. Eine Blasenentzündung beim Mann gehört jedoch immer in ärztliche Behandlung.
Wie helfen Brennnessel, D-Mannose und Co.?
Harnwegsinfekten lässt sich einfach und effektiv vorbeugen. Das Wichtigste ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüsstem Tee. Damit werden Harnblase und Harnwege gut durchgespült sowie Bakterien mit dem Urin ausgeschieden. Wer für Infekte anfällig ist, wählt harntreibenden Tee aus Brennnesselblättern oder Preiselbeersaft in Bioqualität. Ebenfalls bewährt haben sich Produkte mit D-Mannose. Der Einfachzucker in hoher Dosis hindert die E.-coli-Bakterien daran, sich an der Schleimhaut der Blase anzuheften und einen Infekt auszulösen.
Darüber hinaus lohnt es sich, der Vaginalflora Aufmerksamkeit zu schenken. Eine gesunde Vaginalflora kann verhindern, dass Bakterien vom Darm bis in die Harnröhre gelangen. Die Zufuhr von Bakterien mit einem gesundheitlichen Nutzen – sogenannte Probiotika – halten die Darm- und Vaginalflora im Gleichgewicht und stabilisieren den pH-Wert. So kann indirekt die Prophylaxe einer Blasenentzündung unterstützt werden.
Annalise Foletti
Eidg. dipl. Apothekerin und Betriebsleiterin in Rapperswil
Wie unterstützen Sie Frauen mit Verdacht auf eine Blasenentzündung?
Zuerst klären wir die Symptome ab, dann führen wir – wenn nötig – einen Urintest durch, um eine bakterielle Infektion nachzuweisen. Eine sogenannte «unkomplizierte» Blasenentzündung kann je nach Situation der Patientin mit pflanzlichen Arzneimitteln oder nicht-antibiotischen Präparaten behandelt werden. Reicht das nicht aus, kann die Apothekerin oder der Apotheker auf Basis der Beratung und des Urintestes in begründeten Ausnahmefällen ein rezeptpflichtiges Präparat abgeben. Frauen mit Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Nierenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen verweisen wir an eine Ärztin oder einen Arzt.
Welche Tipps geben Sie zum Vorbeugen?
Viel trinken, ca. 2 Liter täglich, vor Unterkühlung schützen und die Füsse warmhalten. Ebenso wichtig sind Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr und der sofortige Toilettengang bei Harndrang. Der Intimbereich soll nicht übertrieben häufig gewaschen werden, ebenso sollte man auf zu aggressive Seifen oder Sprays verzichten.
Was raten Sie, wenn Blasenentzündungen chronisch werden?
Als chronisch gilt, wenn der Infekt mindestens dreimal im Jahr oder zweimal alle sechs Monate auftritt. Die Ursache eines chronischen Infekts muss immer ärztlich abgeklärt werden. Eine wiederholte Behandlung mit einem Antibiotikum birgt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen und im schlimmsten Fall einer Antibiotikaresistenz. Das Ziel bei der Behandlung ist, erneute Infektionen möglichst zu verhindern bzw. ihre Häufigkeit zu verringern.
Schnelle Hilfe bei Blasenentzündung
Wenn es die individuelle Situation erlaubt, können Apothekerinnen und Apotheker im begründeten Ausnahmefall ein Antibiotikum auch ohne Rezept abgeben. Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder eine Schwangerschaft sowie starke Begleitsymptome wie hohes Fieber oder Schüttelfrost müssen ausgeschlossen werden. Im Beratungsgespräch fragen die Fachpersonen in diskreter Atmosphäre nach Symptomen und anderen medizinisch relevanten Informationen. Ein Urintest untermauert den Befund zusätzlich. Die Abklärung dauert rund 15 Minuten und kostet CHF 30.–.