Klein, aber oho: Bienen sind nicht nur für das Ökosystem von grosser Bedeutung. Ihre Erzeugnisse finden auch in der Naturheilkunde ihre Anwendung und können zugunsten unserer Gesundheit eingesetzt werden.
Leckerer Honig oder schmerzhafte Stiche: Je nach Perspektive verbinden die meisten von uns diese beiden Dinge mit einer Biene. Damit wird man dem Insekt aber nicht einmal ansatzweise gerecht. Denn die Bedeutung der Biene für Natur und Umwelt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch in der Naturheilkunde werden ihre Produkte seit jeher geschätzt. Die medizinische Verwendung von Bienenprodukten zur Linderung von Beschwerden und zur Vorbeugung gegen Krankheiten ist unter dem Begriff Apitherapie (lat. apis, Biene) bekannt. Diese Therapieform reicht bis ins alte Ägypten zurück.
Propolis
Entzündungshemmendes Harz
Eines der spannendsten Produkte ist das Bienenkittharz, auch Propolis genannt. Bienen arbeiten dieses direkt in die Waben ein. Es hat antibakterielle Eigenschaften und hält Pilze, Bakterien, Viren und andere potenzielle Krankheitserreger vom Bienenstock – insbesondere von der Königin – fern. Diese antibakterielle Wirkung lässt sich therapeutisch nutzen. Beat Niklaus, eidg. dipl. Drogist und Inhaber einer Drogerie, weiss: «Dank ihrer entzündungshemmenden und wundheilenden Eigenschaften lässt sich Propolis in der Pflanzenheilkunde breit einsetzen – zum Beispiel in Form von Salben, Tinkturen und spagyrischen Essenzen.»
Bienenwachs
Für Atemwege und Gelenke
Das Bienenwachs ist ein natürliches, von Honigbienen abgesondertes Wachs, das die Insekten zum Bau der Bienenwaben nutzen. Bienenwachs lässt sich nicht nur für Kerzen, sondern auch für die Anwendung von Wickeln oder Umschlägen nutzen. Erwärmt aufgelegt, können Bienenwachsblätter Atemwegserkrankungen oder Gelenkbeschwerden lindern. Der Bienenwachswickel kann – je nach Beschwerden – auf Brust, Bauch oder Rücken aufgelegt werden. «Das ist beispielsweise bei erkälteten Kindern eine sehr gute Option», ergänzt Beat Niklaus.
Bienengift
Ähnliches mit Ähnlichem behandeln
Ein Bienenstich ist nicht angenehm. Wer allergisch auf das Gift der Biene reagiert, sollte für alle Fälle ein Notfallset dabeihaben. Solche Sets enthalten in der Regel ein Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat, gegebenenfalls auch eine Adrenalin-Fertigspritze. Bienengift kann aber auch Linderung verschaffen: In homöopathischen Dosen lässt es sich gegen Schwellungen durch Bienenstiche nutzen. «Hier bezieht man sich auf das homöopathische Simile-Prinzip. Das bedeutet, dass man Ähnliches mit Ähnlichem behandelt», erklärt der Experte.
Honig
Süss und heilend
Honig sammeln die Bienen als Wintervorrat, mit dem sie die kalte Jahreszeit überstehen. Für die Insekten ist er somit überlebenswichtig. Für uns Menschen versüsst Honig nicht nur Butterbrot, Obstsalat oder Kräutertee, er hat auch eine heilende Wirkung. Dank dem Enzym Glucoseoxidase kann er antibiotisch wirken, was zum Beispiel bei Entzündungen im Rachenbereich helfen kann.
Gelée Royal
Königliche Abwehrkräfte
Bei Gelée Royal handelt es sich um eine Art Bienenmilch, die von Ammenbienen speziell für die künftige oder aktuelle Königin erzeugt wird. Gelée Royal wirkt antibiotisch, aufbauend, immunstärkend und kann auch bei Hautproblemen helfen. Beat Niklaus schätzt vor allem die aufbauende und stärkende Wirkung: «Es ist ein extrem gehaltvoller Saft, der die eigenen Abwehrkräfte stärkt.»
Blütenpollen
Superfood der Bienen
Als «Superfood der Bienen» werden Blütenpollen bezeichnet. Diese entstehen, wenn die Biene bei ihrer Arbeit Nektar und pulvrige Pollen aus dem Staubbeutel der Pflanzenblüte abkratzt. Das Blütenpollen-Granulat hat die Funktion, den Nachwuchs zu ernähren, enthält alle lebenswichtigen Stoffe für seine gesunde Entwicklung und schützt ihn vor Keimen. In der Naturheilkunde ist die Liste von Anwendungen von Blütenpollen lang. In der Regel werden sie als Granulat oder in Kapselform angeboten.
Von würzig bis wundheilend
Waldhonig entsteht nicht aus dem Nektar von Blüten, sondern aus Honigtau. Das ist eine kohlenhydratartige, süsse Masse, die Insekten wie Blattläuse, Blattflöhe und Zikaden ausscheiden. Honigbienen sammeln neben Nektar ebenso diesen Honigtau und stellen daraus Waldhonig her. Je nachdem, von welchem Sauger der Honigtau stammt, kann der Honig anders schmecken. Er ist von Natur aus flüssig und hat eine dunkle Farbe. Zudem hebt er sich durch sein unvergleichbar würziges Aroma von anderen Honigsorten ab.
In Neuseeland stellen die Bienen den Nektar aus dem Teebaum Manuka her. Der daraus resultierende Manuka-Honig enthält den Stoff Methylglyoxal (MGO). Dadurch ist er wesentlich stärker entzündungshemmend als herkömmlicher Honig. Manuka-Honig wirkt nachweislich antiseptisch, antioxidativ und wundheilend. Linderung verschafft er beispielsweise bei Halsschmerzen oder Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Der MGO-Wert gibt Auskunft über die Wirksamkeit des Honigs, je höher dieser ist, desto stärker ist die antibakterielle Wirkung. Geschmacklich hat er einen intensiven, herb-würzigen und nur leicht süsslichen Geschmack. Die neuseeländischen Maori nennen ihn den «Goldenen Honig» und verwenden das süsse Elixier der Manuka-Pflanze seit Jahrhunderten für das körperliche Wohlbefinden.