Rund um das Thema Sonnenschutz kursieren immer noch viele Irrtümer und Halbwahrheiten. Wir legen die Sonnenfakten auf den Tisch, klären auf und geben praktische Tipps für den Sommer.
Marina Tschiemer-Gysi
Dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin
Sonnenlicht ist gut für die Gesundheit.
Richtig. «Denn erst das Sonnenlicht macht das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen überhaupt möglich», erklärt Marina Tschiemer-Gysi, dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin. «Helles Licht drosselt zudem die Produktion des Schlafhormons Melatonin, das wichtig für den Schlaf-wach-Rhythmus ist.» Ausserdem regt die Sonneneinwirkung die Bildung weisser Blutkörperchen an, die den Organismus vor Krankheitserregern und Fremdstoffen schützen. «Nicht zuletzt macht die Sonne auch glücklich, weil sie die Produktion von Serotonin im Körper beschleunigt», so die Expertin. Serotonin ist ein Hormon, das für Wohlbefinden und Glücksgefühle sorgt. Nichtsdestotrotz gilt es, die Sonne bewusst, geschützt und massvoll zu geniessen.
Im Schatten und hinter Glas muss man sich weniger schützen.
Falsch. Eincremen mit Sonnenschutz ist sowohl im Schatten als auch bei bewölktem Himmel oder längeren Autofahrten ein Muss. «Natürlich wird ein gewisser Teil der UV-Strahlen durch Laubbäume, Sonnenschirme, Fenster oder Kleidung absorbiert», so Marina Tschiemer-Gysi. Sie gibt aber auch zu bedenken: «UV-Strahlen können dennoch in die Haut gelangen und sie schädigen.» Immerhin dringen durch einen Sonnenschirm noch bis zu 50 Prozent der UV-Strahlen durch. Und bis zu 80 Prozent der Strahlen finden ihren Weg durch Glas. Zwar wird die für die Bräune und den schmerzhaften Sonnenbrand verantwortliche UVB-Strahlung an der Scheibe abgehalten, aber UVA-Strahlen dringen tief in die Haut ein und sind für Alterungsprozesse, Allergien und Altersflecken verantwortlich.
Verwendet man zu viel Sonnencreme, führt das zu einem Vitamin-D-Mangel.
Falsch. Obwohl ein hoher Sonnenschutz die Produktion von Vitamin D3 leicht hemmt, dringt doch ein gesunder Anteil an UV-Strahlen in die Haut ein. «Es sollte also niemand aus Sorge vor einem Vitaminmangel auf Sonnenschutz verzichten», betont die Drogistin. Damit der Körper genug Vitamin D herstellen kann, benötigt er kurze, ungeschützte Sonnenaufenthalte. «Es reicht theoretisch aus, Hände, Arme und Gesicht zwei- bis dreimal pro Woche für 10 bis 20 Minuten der Sonne auszusetzen», erklärt Marina Tschiemer-Gysi. Vitamin D ist übrigens das einzige Vitamin, das der Mensch selbst bilden kann. Dessen Produktion erfolgt zu 80 bis 90 Prozent in unserer Haut. Vitamin D dient unter anderem einem gesunden Knochenaufbau und hat einen positiven Einfluss auf die Muskulatur.
Besuche im Solarium bereiten die Haut ideal auf die Sonne vor.
Falsch. Mit der künstlichen Sonne wird der Haut nichts Gutes getan – im Gegenteil: Hautbräune ist kein Zeichen von Gesundheit, sondern eine Schutzreaktion der Haut. «Das dunkle Farbpigment Melanin wird gebildet und schützt so vor weiterer Schädigung durch die krebserregende UV-Strahlung. Das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, wird durch regelmässige Solariumbesuche enorm erhöht», warnt die Expertin. Ebenfalls tragen häufige Besuche in der Sonnenbank zur vorzeitigen Hautalterung bei. Die Bestrahlungsstärke von Solarien entspricht in etwa einem UV-Index von 12, was der Intensität der Äquatorsonne um 12 Uhr bei wolkenlosem Himmel entspricht.
Auch wenn man Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor verwendet, wird man braun.
Richtig. UV-Strahlen können nie zu hundert Prozent von der Haut ferngehalten werden. Sie gelangen trotz Sonnencreme in die Haut und kurbeln die Produktion von Melanin an. Ein hoher Sonnenschutzfaktor erhöht die Eigenschutzzeit der Haut. Marina Tschiemer-Gysi ergänzt: «Die Haut bräunt sich aber trotzdem. Es kann zwar etwas länger dauern als ohne Sonnenschutz, dafür ist die Bräune deutlich gesünder und hält auch länger.» Die Drogistin empfiehlt, den Sonnenschutz nach spätestens zwei Stunden erneut aufzutragen. Ein Erwachsener mit einer Körpergrösse von 1.80 m benötigt rund drei Esslöffel Sonnencreme für den ganzen Körper.
Richtig gut eingecremt
Die Abkürzung SPF steht für «Sun Protection Factor» bzw. auf Deutsch LSF für Lichtschutzfaktor. Der LSF auf Sonnenschutzprodukten sagt aus, wie viel länger man sich mit dessen Verwendung der Sonne aussetzen kann als ohne Sonnenschutz. Je nach Hauttyp beträgt der natürliche Sonnenschutz zwischen 5 und 30 Minuten. Je höher der LSF, desto höher ist auch der Schutz. Das Produkt seiner Wahl trägt man am ganzen Körper auf – auch an und hinter den Ohren, auf den Handrücken, der Rückseite der Oberarme sowie entlang und unter der Kleidung. Kleidung schützt zwar, wie stark, hängt jedoch von Gewebetyp und -dichte ab. Wer im Sommer viel draussen, am oder im Wasser ist, trägt idealerweise Stoffe mit UV-Schutz.