Angst

Ratgeber / Gesundheit

Über den Umgang mit der Angst

25.10.2021 / von 

Sie gehört zum urmenschlichen Gefühlsspektrum, kann aber auch ausser Kontrolle geraten: Angst als Dauerzustand schränkt die Lebensqualität stark ein – aber man kann lernen, besser damit umzugehen.

Dass Angst sich lokalisieren lässt, darüber ist sich die Wissenschaft einig. Sie entsteht in der Amygdala, dem sogenannten Mandelkern im Gehirn, der Teil des limbischen Systems ist. Hier werden Emotionen bewertet und über das Nervensystem an das Grosshirn weitergeleitet. Wird ein Signal als gefährlich eingestuft, hat dies eine Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol zur Folge. Evolutionstechnisch ist das durchaus sinnvoll, weil der Körper so auf potenzielle Gefahren reagieren kann: Er ist achtsamer und in Alarmbereitschaft.

Die vielen Gesichter der Angst

Ob Angst vor der Dunkelheit, vor Höhe, engen Räumen, einer Reise im Flugzeug, Prüfungsversagen, grösseren Menschenansammlungen oder einer Krankheit: Die Gründe für Angst sind variantenreich und sehr individuell. Man kann grob zwischen angeborenen und erlernten Ängsten unterscheiden. Forscher konnten beispielsweise bei Mäusen, die noch nie in Freiheit gelebt hatten, Zeichen von Furcht beobachten, wenn sie den Schrei einer Eule hörten. Oder wer hat sich nicht schon vor seinem eigenen Schatten erschreckt? Das Herz macht einen Ruck und beginnt wild zu rasen. Dieser evolutionsbedingte Impuls dient als innere Alarmanlage und löst lebensrettende Reaktionen aus: von Flucht über Angriff bis hin zu Erstarren. Darüber hinaus lässt sich Angst durch Beobachtung oder Erzählungen erlernen, zum Beispiel die Angst vor dem Zahnarzt. Für unser Gehirn spielt diese Unterscheidung aber keine Rolle – die Reaktion ist die gleiche.

Komplexe Vorgänge im Gehirn

Bei einem Gefühl der Angst gelangen Informationen unbewusst und rasend schnell über den Thalamus – einen Teil im Zwischenhirn – in die Amygdala. Dort können sie aber manchmal fehlerhaft analysiert werden. Zeitgleich wird die gleiche Situation über die bewusste Route via Cortex und Hippocampus gründlicher interpretiert und bei Bedarf korrigiert. Der Weg vom Cortex zur Amygdala dauert jedoch etwa doppelt so lange wie über den Thalamus. Das erklärt, warum ein plötzlicher Schreck – etwa ausgelöst durch ein Geräusch oder eben einen Schatten – zwar kurzfristig für Gänsehaut sorgt, man aber dann sehr erleichtert ist, dass es nichts zu befürchten gibt.

Von Herzklopfen bis zu Neurosen

Krankhaft wird die Angst dann, wenn sie in Form diffuser Sorgen oder allgemeiner Nervosität auftritt, über längere Phasen hinweg andauert und sich dadurch negativ auf Lebensqualität und Gesundheit auswirkt. Das kann zum Beispiel bei Panikattacken, Neurosen, Phobien, posttraumatischen Belastungsstörungen, Hypochondrie, Depression oder Schizophrenie der Fall sein. Sie alle haben unterschiedliche Angstauslöser und beeinträchtigen das physische und psychische Wohlbefinden. Häufige Symptome von Angst sind Herzklopfen, ein beschleunigter Puls, plötzliche Schweissausbrüche, Zittern, Atembeschwerden oder Schwindel. Bei grosser Angst können sogar Brustschmerzen, Durchfall oder Erbrechen sowie Beklemmungsgefühle oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Für eine klare Diagnose sollte eine Fachperson hinzugezogen werden. Nur anhand einer gründlichen Anamnese lässt sich das tatsächliche Ausmass einer Angststörung richtig einschätzen, sodass die nötigen Behandlungen und Therapien eingeleitet werden können.

Bewusstes Entspannen gegen Ängste

Wer unter wiederkehrenden Ängsten leidet, sollte sich einer Expertin oder einem Experten anvertrauen. Denn je länger eine Angststörung unbehandelt bleibt, desto schwieriger wird es, ihr entgegenzuwirken. Das Ziel unterschiedlicher Therapien ist es, eine gesunde Balance zwischen An- und Entspannung zu schaffen. Je grösser das eigene Ruheempfinden ist, desto kleiner wird die Angst, denn beides kann nicht zu gleichen Teilen empfunden werden. Wer eine für sich geeignete Entspannungstechnik gefunden hat, kann damit sogar plötzlich auftretenden Panikattacken erfolgreich entgegenwirken. Atemübungen, progressive Muskelentspannung, Yoga sowie autogenes oder mentales Training können helfen. Regelmässige Bewegung, genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung unterstützen das Wiedererlangen der eigenen Ausgeglichenheit. Daneben versuchen Ansätze wie die systemische Hypnotherapie über das Unterbewusstsein, alte Verhaltensmuster oder Glaubenssätze zu durchbrechen – mit dem Ziel, das Vertrauen in sich und das Leben neu zu stärken.

Lars Rogger
Seit der Pandemie hat die Nachfrage nach einer natürlichen Unterstützung der mentalen Stärke spürbar zugenommen.

Lars Rogger

Dipl. Drogist HF, Co-Geschäftsinhaber in Meggen

Auf welche Angstbeschwerden gehen Sie in der Drogerie ein?

Wir unterstützen bei milderen Formen von Angst, Anzeichen von Stress, Überforderung, Prüfungsangst oder Schlafstörungen sowie bei Gemütsverstimmungen und Antriebslosigkeit. Bei Angstzuständen, Phobien oder Panikattacken raten wir, eine ärztliche Diagnose einzuholen.

Hat der Anteil an Kundinnen und Kunden, die unter Ängsten leiden, seit der Pandemie zugenommen?

Das Bedürfnis nach einer natürlichen Unterstützung der mentalen Stärke war schon vorher da. Seit der Pandemie hat die Nachfrage aber spürbar zugenommen.

Welche Mittel aus der Natur können Ängste lindern?

In der Phytotherapie wirken Tees, Tabletten und Tropfen aus Lavendel, Passionsblume, Baldrian oder Hopfen beruhigend und entspannend. Rosenwurz kann den Organismus in stressigen Phasen stabilisieren. Auch individuelle Spagyriksprays können für mehr Kraft, Ruhe, Ausgeglichenheit und eine bessere Resilienz sorgen.

Welche Mittel gibt es zur Vorbeugung?

Neben regelmässiger Bewegung und einer gesunden Ernährung können Enzian, Mariendistel und andere bittere Heilpflanzen den Körper entlasten. Sie fördern und stärken die Leber und den Darm und helfen dabei, negative Gefühle «zu verdauen».