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Ratgeber / Gesundheit

Tinnitus: Was tun, wenn's im Ohr pfeift?

30.10.2019 / von 

Zischen, Pfeifen, Rauschen - mit diesen zermürbenden Ohrgeräuschen leben in der Schweiz viele Menschen. Heilung ist zwar selten, aber es gibt Möglichkeiten, mit den lästigen Tönen besser zu leben.

Was ist Tinnitus?

Für die Betroffenen ist es die Hölle, dieses ständige Klicken, Klingeln oder Pfeifen im Ohr. Nie ist Ruhe im Kopf. Werden die Geräusche aus der Umgebung leiser, wird es von innen her umso lauter. Gemäss der European Federation of Tinnitus Associations leiden in Europa ungefähr 25 Millionen Menschen an Tinnitus. Einige können gut damit leben, andere empfinden ihn als Belastung. Bei vielen hält der Dauerton nur einige Sekunden oder Minuten an, bei einigen aber auch Stunden. Oft bleibt das Geräusch für immer.

Die Mehrheit lernt, den Tinnitus zu überhören oder sich durch ihn nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Bei etlichen Betroffenen klappt dies nicht. Der Tinnitus drängt sich ins Bewusstsein - abends vor dem Schlafengehen, beim Spazieren in der Natur und weckt die Sehnsucht nach Stille. Diesen Menschen gelingt es nicht, sich von ihrem Tinnitus abzugrenzen, ihn zu ignorieren. Er raubt ihnen die Konzentration, den Schlaf und ab und zu sogar die Lebensfreude.

Die Ursachen für einen Tinnitus sind vielfältig. Meistens ist der Auslöser jedoch eine Beeinträchtigung des Gehörs zum Beispiel durch ständige Lärmeinwirkung oder eine plötzliche wie ein Knalltrauma, durch einen Hörsturz, Viruserkrankungen oder einen Morbus Ménière, eine Art Schwindel. Stress kann den Tinnitus verstärken, aber allein wohl nicht hervorrufen.

Kein Medikament, jedoch Möglichkeiten

Tritt der Tinnitus plötzlich auf, heisst es erst einmal abwarten. Ist das Ohrgeräusch am nächsten Morgen nicht verschwunden, muss die  betroffene Person unverzüglich zum Arzt. Ein akuter Tinnitus lässt sich mit durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Medikamenten sowie viel Ruhe und Entspannung relativ erfolgreich behandeln. Bildet er sich nach einigen Tagen nicht zurück, spricht man von chronischem Tinnitus.

Dieser ist mit den heutigen Möglichkeiten in der Regel nicht heilbar: Ein Arzneimittel gegen die Geräusche im Ohr gibt es nicht, da es in den seltensten Fällen eine organische Ursache für den Tinnitus gibt. Dennoch sind einige Methoden erfolgsversprechend. Dazu zählen vor allem psychologische Massnahmen wie die Tinnitus-Bewältigung, im Fachjargon Tinnitus-Retraining-Therapie genannt. Dabei lernen Betroffene, mit dem Terror im Kopf umzugehen und erkennen, dass das Geräusch organisch ungefährlich ist. Zudem werden Ängste beseitigt, die das Leiden weiter verstärken.

Auch die Naturheilkunde bietet Möglichkeiten zur Unterstützung. Ginkgo beispielsweise verbessert die Durchblutung, was bei Tinnitus hilfreich sein kann. Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Stressbewältigung. Yoga, Meditation, Bewegung oder pflanzliche Entspannungsmittel können die Behandlung positiv unterstützen.

Tinnitus vorbeugen

Das Sprichwort «Vorbeugen ist besser als heilen» gilt besonders für die unliebsamen Ohrgeräusche; denn vor lärmbedingtem Tinnitus  kann man sich bis zu einem gewissen Grad schützen. Ab 85 Dezibel sollte man die Ohren vor Lärm bewahren.

Wer sich bei lauter Arbeit  und in der Freizeit konsequent schützt, ist auf dem richtigen Weg. «Werden an einem Konzert 93 Dezibel überschritten, ist der  Veranstalter verpflichtet, Gehörschutzpfropfen kostenlos abzugeben», sagt Beat Hohmann, Akustikexperte bei der Suva. «Das  beeinträchtigt zwar etwas den Musikgenuss; denn die Schaumstoffpfropfen verringern die Lautstärke um etwa 30 Dezibel, und der Klang  wird dumpfer.» Neuerdings verteilen Veranstalter auch vorgeformte Lamellengehörschützer. Diese sehen aus wie Tannenbäumchen und dämpfen um rund 20 Dezibel. Das ist für Konzerte ebenfalls ausreichend. Dank ausgeglichenerem Klangverhalten gehen die  Feinheiten der Musik weniger verloren. Unabhängig aller Dezibelwerte gilt für jegliche Art von Lärm: Wem es zu laut ist, sollte sich schützen.