Thrombose

Ratgeber / Gesundheit

Thrombose: Wenn das Blut stockt

24.08.2022 / von 

Der Körper reguliert die Blutgerinnung und passt sie nach Bedarf an. Gerät dieses System aus dem Gleichgewicht, können Blutklümpchen entstehen, die den Blutfluss behindern. Mit den richtigen Verhaltensweisen im Alltag lässt sich das Thromboserisiko senken.

Die Blutgerinnung ist ein lebenswichtiger Mechanismus im menschlichen Körper. Bei einer Verletzung werden die umgebenden Blutgefässe enger, um den Blutfluss zu vermindern. Die im Blut enthaltenen Thrombozyten, die sogenannten Blutplättchen, bleiben an der Wunde kleben und sammeln sich dort. Das können sie nur an einer verletzten Stelle – an einer gesunden Gefässwand finden sie keinen Halt. Als «Klebstoff» dient das Eiweiss Fibrin, dadurch wächst die Ansammlung der Blutplättchen: Das fadenartige Fibrin spannt ein Netz, in dem sich Blutplättchen und Blutzellen verfangen. Zieht sich dieses Netz zusammen, entsteht ein oberflächliches Gerinnsel. Dieser kleine Pfropf schützt nun die Wunde vor Bakterien und Keimen und weiterem Blutverlust. Sobald die Wunde verschlossen ist, wird auch die Gerinnung gestoppt und es lagern sich keine Blutplättchen mehr an. Ist die Verletzung verheilt, wird das Gerinnsel wieder abgebaut.

Was ist eine Thrombose?

Im Blutkreislauf sind die Venen jene Adern, die das Blut dem Herzen zuführen, die Arterien führen das mit Sauerstoff angereicherte Blut wieder vom Herzen weg. Bei einer Thrombose handelt es sich um eine sogenannte venöse Embolie. Das heisst, es bildet sich ein Gerinnsel, meistens in einer Vene, und verschliesst dadurch ein Blutgefäss. Am häufigsten entstehen Thrombosen in den Venen der Unterschenkel, aber auch der Hüften oder Arme. Sie zeigen sich durch ein Schweregefühl des betroffenen Gliedes, durch dumpfe, ziehende Schmerzen, eine Schwellung, Hitze sowie rote oder bläuliche Verfärbungen an der betroffenen Stelle, auch Fieber ist möglich. Bei diesen Symptomen sollte man unverzüglich eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.

Unterschiedliche Gründe für eine Thrombose

Es gibt verschiedene Faktoren, weshalb Gerinnsel entstehen können, die eigentlich nicht notwendig wären. Die Fliessgeschwindigkeit des Bluts nimmt aufgrund eingeschränkter Mobilität, etwa bei einem gebrochenen Bein, im Alter oder bei starkem Übergewicht ab, das Blut stockt schneller und gerinnt eher. Eine Blutgerinnungsneigung kann auch erblich bedingt sein und durch bereits ausgedehnte Krampfadern, bestimmte Erkrankungen, wie Krebs, wie auch durch die Einnahme gewisser Medikamente verstärkt werden. Wer im Beruf viel steht oder sitzt oder lange Flugreisen unternimmt, ist auch eher betroffen. Das lange Stehen erschwert den Transport des Blutes – quasi gegen die Schwerkraft – zur höhergelegenen Lunge und dem Herzen. Ein weiterer Risikofaktor ist Rauchen: Das Kohlenmonoxid hemmt die Sauerstoffaufnahme im Blut, schädigt die Gefässwände und beeinträchtigt die Blutplättchen, Nikotin verengt die Blutgefässe – so wird die Bildung von Blutgerinnseln gefördert.

Lungenembolie als Folge

Die gefährlichste Folge einer Thrombose ist die Lungenembolie. Sie entsteht, wenn sich das Gerinnsel löst und via Blutstrom in Richtung Lunge transportiert wird. Dort verstopft es eines der feinen Lungengefässe, sodass ganze Lungenareale schlechter durchblutet sind und das Blut ungenügend mit Sauerstoff angereichert werden kann. Die Lungenembolie äussert sich durch starke Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und Husten. Anstrengungen sind nicht mehr möglich und verstärken die Symptome zunehmend. Im schlimmsten Fall kann eine Lungenembolie tödlich enden.

Lebenswandel hilft vorzubeugen

Mit einer gesunden Lebensweise kann man Thrombosen vorbeugen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüsstem Tee und regelmässige Bewegung sind dabei das A und O. Auch kleine Bein-Übungen während Flugreisen oder am Arbeitsplatz können den Blutfluss ankurbeln. Bei langem Stehen oder Sitzen lohnen sich Wechselduschen sowie regelmässiges Hochlagern der Beine. So kommt der Blutkreislauf besser in Schwung. Ebenfalls bewähren sich Kompressionsstrümpfe, denn durch den kontrollierten Druck auf die Venen fällt es dem Körper leichter, das Blut zurück zur Lunge und zum Herzen zu transportieren. Das Erlangen respektive Beibehalten des Idealgewichts sowie der Verzicht auf Nikotin helfen zusätzlich, der Entstehung von Gerinnseln vorzubeugen.

Blut verdünnen

Entsteht dennoch eine Thrombose, kommen Therapien mit dem Wirkstoff Heparin zum Einsatz. Der körpereigene Stoff Heparin wirkt hemmend auf die Blutgerinnung und findet bei Antikoagulantien, sogenannten Blutverdünnern, therapeutische Verwendung. Heparin wird auch vorsorglich gespritzt, nach Operationen oder bei Knochenbrüchen, wenn durch die eingeschränkte Mobilität eine erhöhte Gefahr einer Bildung von Blutgerinnseln besteht. Wer schon einmal ein Blutgerinnsel hatte, lebt mit dem grösseren Risiko, erneut an einer Thrombose zu erkranken, und muss in den meisten Fällen für eine bestimmte Zeit blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Die Fachpersonen in der Apotheke beraten umfassend zum Thema Thrombose, Kompressionsstrümpfe und Blutgerinnung und informieren zu Medikamenten auf Rezept oder alternativen Ergänzungstherapien.

Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall (Hirnschlag oder Hirninfarkt) sind Teile des Hirns aufgrund eines verstopften Gefässes oder einer Hirnblutung von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten und sterben ab. Im Gegensatz zur Thrombose, die sich in den Venen bildet, liegt bei einem Schlaganfall eine Verengung oder gar Verstopfung eines arteriellen Gefässes vor. Das ist ein Notfall, und jede Minute zählt.

Claudia Horsch
Kompressionsstrümpfe beugen der Bildung von Blutgerinnseln in den Beinen vor und werden individuell angemessen.

Claudia Horsch

Eidg. dipl. Apothekerin und Betriebsleiterin

Warum erkranken Frauen häufiger an einer Thrombose?

Tatsächlich ist das Thromboserisiko für Frauen in jüngeren Jahren deutlich höher als bei Männern. Mit zunehmendem Alter hebt sich dieser Geschlechterunterschied jedoch auf. Frauen sind vor allem durch die Einnahme der Verhütungspille, während der Schwangerschaft, im Wochenbett sowie durch Hormonersatztherapien gefährdeter als Männer. Die Hormone haben zwar keinen direkten Einfluss auf das Gerinnungssystem, begünstigen jedoch die Gerinnungsneigung. Kommen zum Beispiel noch eine eingeschränkte Beweglichkeit, Übergewicht oder Rauchen dazu, ist die Gefahr, an einer Thrombose zu erkranken, viel grösser.

Wie funktioniert ein Kompressionsstrumpf?

Kompressionsstrümpfe üben Druck auf das Bein und die Venen aus, um die Gefässe sowie die Venenklappen zu unterstützen, was den Bluttransport zurück zum Herzen erleichtert. Der Vorteil von Kompressionsstrümpfen ist die optimal abgestufte Druckverteilung entlang des Beins, die etwa mit Bandagieren nur schwer erreicht wird. Voraussetzung ist natürlich, dass der Strumpf sitzt, deshalb nehmen wir – am besten frühmorgens – die Masse von Fuss und Bein und bestellen einen Strumpf in der entsprechenden Grösse. Die Kompressionsklasse beschreibt die Stärke des Drucks. Klasse 1 ist am schwächsten und vergleichbar mit einer Stützsocke, die Klasse 2 wird häufig verordnet in der Schwangerschaft oder nach Operationen, Klasse 3 erhalten Personen mit Lip- oder Lymphödemen oder nach Knochenbrüchen und Klasse 4 kommt, sehr selten, bei schweren Lymphödemen oder nach schwersten Thrombosen zum Einsatz.

Warum erhält man nach Operationen «Blutverdünner»?

Da nach Operationen die Patienten meist vorübergehend in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, werden nach operativen Eingriffen oft blutverdünnende Mittel verordnet. So kann einer Thrombose und deren Folgen vorgebeugt werden. Die Thrombose ist viel schwerwiegender als der kurzzeitige Einsatz von Blutverdünnungsspritzen. Zudem ist Heparin ein körpereigner Stoff und wird in der Regel gut vertragen.