Die Spagyrik ist ein ganzheitliches Naturheilverfahren, das pflanzliche Essenzen zu spagyrischen Arzneimitteln verarbeitet. Die Anwendung ist einfach – und deckt ein breites Spektrum ab.
Das Wort «Spagyrik» leitet sich aus dem Griechischen ab: «spao» bedeutet trennen, «ageiro» vereinigen. Es werden vor allem pflanzliche Ausgangssubstanzen nach alchemistischer Verfahrensweise zu spagyrischen Essenzen verarbeitet. Das heisst, mit einer ganzen Pflanze soll ein ganzer Mensch angesprochen werden. Ziel ist es, lenkend in ein Missverhältnis in unserem Körper einzugreifen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und das Ungleichgewicht zu korrigieren.
Heilpflanzen mit Lebensenergie
Im Laufe der Zeit hat sich das uralte Wissen weiterentwickelt, verschiedene spagyrische Methoden sind entstanden. Der Grundsatz ist bei allen derselbe: Jede Heilpflanze ist mehr als ihre Einzelteile und mehr als ihr hauptsächlicher Inhaltsstoff oder die Kombination ihrer verschiedenen Wirkstoffe. In der Heilpflanze steckt gleichsam Lebensenergie, die wir uns auf diese Weise zunutze machen.
Paracelsus, bedeutender Alchemist und Arzt, hat den Grundsatz im 16. Jahrhundert aufgenommen und ihn mit seinem bekannten Lehrsatz festgehalten: «Darumb so lern alchimiam die sonst spagyria heisst, die lehret das falsch scheiden von dem gerechten», frei übersetzt heisst dies so viel wie: «Also trenne das Falsche vom Richtigen.»
Einfache Anwendung von spagyrischen Essenzen
Heutzutage ist die Anwendung von spagyrischen Essenzen sehr beliebt – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie so einfach ist. Sie erfolgt durch kurze Spraystösse aus einem handlichen Fläschchen direkt in den Mund. Die Essenzen werden über die Mundschleimhaut besonders gut aufgenommen. Spagyrische Sprays können bei vielen Anliegen verwendet werden: bei Einschlaf-, Kreislauf- oder Verdauungsproblemen, Insektenstichen oder Kopfschmerzen. Auch in Notfallsituationen ist Spagyrik bestens geeignet. Dann wird empfohlen, alle 15 Minuten einen bis zwei Sprühstösse in den Mund zu geben. Ist die Haut betroffen, können diese Stellen zusätzlich zwei- bis dreimal täglich besprüht werden. Bei länger anhaltenden und chronischen Leiden sind dreimal drei Sprühstösse pro Tag eine bewährte Dosierung für Erwachsene. Die Fachpersonen beraten Sie dazu gerne.
Blauer Eisenhut
Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) gehört zur Familie der Hahnenfussgewächse. Er liebt feuchte, nährstoffreiche Wiesen und Auen in den Voralpen bis auf eine Höhe von 3000 Metern über Meer. Aus einem kräftigen Wurzelstock treibt ein Stängel, der bis zu zwei Meter hoch wird und mit vielen dunkelblauen Blüten geschmückt ist. Diese haben die Form eines Helms, der den Kopf in einer Schlacht schützt – daher der Name Eisenhut. Die letzten blühenden Exemplare können im Spätsommer auf Wanderungen entdeckt werden. Aber Vorsicht: Der Blaue Eisenhut zählt zu den giftigsten Pflanzen in Europa. Schon zwei Gramm der Wurzel können zum Tode führen und auch Blätter und Blüten enthalten sehr stark wirksame Alkaloide. Das Gift wurde früher benutzt, um mit Pfeilen Wölfe zu jagen, daher der Trivialname «Wolfswurz».
Spagyrische Essenz
Schon im Altertum wurde der Blaue Eisenhut in sehr kleinen Dosen bei verschiedenen Leiden eingesetzt. Doch erst durch die Spagyrik und die Homöopathie erhielt er seine hohe therapeutische Bedeutung und ist in dieser Anwendung auch nicht mehr giftig. Als spagyrische Essenz verarbeitet ist der Blaue Eisenhut eine zentrale Pflanze bei hochakuten Krankheitsgeschehen. Wenn sich Angst ausbreitet oder wenn das Fieber schnell ansteigt, kommt er zum Einsatz. Er wirkt beruhigend auf die Nerven, gilt als Herz-Kreislauf-stabilisierend, angstlösend, fiebersenkend und entzündungshemmend. In spagyrischen Mischungen ist er das Mittel der Wahl bei heftigen Krankheitsschüben.
Herstellung einer spagyrischen Essenz*
1. Die ganze blühende Pflanze wird geerntet, gereinigt, zerkleinert und mit Wasser und Hefe einem Gärprozess unterworfen.
2. Nach dem Gärprozess werden mittels Wasserdampfdestillation die flüchtigen Stoffe, primär die ätherischen Öle und der Alkohol, gewonnen.
3. Der zurückbleibende Rest wird getrocknet und anschliessend verbrannt. Die entstandene Asche wird in einem Ofen bei ca. 400 Grad Celsius kalziniert. Dieser Prozess setzt alle Mineralstoffe frei, die in der Pflanze enthalten sind. Es entsteht ein weissliches bis beiges Pulver.
4. Aus einer Pflanze wurden nun zwei verschiedene Produkte gewonnen: ein Destillat und eine Mineralstoffmischung. Die zwei Erzeugnisse werden nun wieder zu einer Einheit zusammengeführt, diesen Vorgang nennt man die «spagyrische Hochzeit».
5. Anschliessend wird die Flüssigkeit gefiltert und gelagert. Dabei beginnt ein Reifungsprozess, der schlussendlich zu einer spagyrischen Essenz führt. Sie enthält die flüchtigen und mineralischen Stoffe und die Lebensenergie der jeweiligen Pflanze. So spiegelt eine spagyrische Essenz das ganze Wesen einer Heilpflanze wider.
* Herstellung einer spagyrischen Essenz nach Dr. Carl-Friederich Zimpel. Diese Herstellungsmethode ist im deutschen homöopathischen Arzneimittelbuch HAB niedergeschrieben und weit verbreitet.