Erhöhte Temperatur ist eine Reaktion des Körpers und nicht in jedem Fall ein schlechtes Zeichen. Erfahren Sie, was bei Fieber zu beachten ist.
Die meisten Menschen leiden im Durchschnitt etwa einmal im Jahr an erhöhter Temperatur. Einige davon liegen mit hohem Fieber im Bett und fühlen sich müde und schlapp. Fieber mag niemand wirklich, doch in der Mehrzahl der Fälle ist das «Feuer» im Körper ein Helfer der betroffenen Person. Denn eine erhöhte Körpertemperatur hilft dem Organismus, Krankheitserreger zu bekämpfen. Das körpereigene Immunsystem wird aktiviert, sodass viele Vorgänge im Körper schneller ablaufen. Dadurch werden unliebsame «Eindringlinge» bekämpft und deren Vermehrung in unserem Organismus gehemmt. Der Grund ist einfach: Viren und Bakterien fühlen sich bei der regulären Körperkerntemperatur von 36 bis 37 Grad Celsius am wohlsten – höhere Temperaturen setzen ihnen allerdings zu.
Stoffwechsel wird angekurbelt
Das Wärmeregulationszentrum sitzt im Hypothalamus, dieser liegt im Zwischenhirn. Es sorgt dafür, dass in Gehirn, Herz, Nieren und Leber immer derselbe «Sollwert» von etwa 37 Grad Celsius herrscht. Im Fall einer Infektion oder einer Entzündung wird dieser Wert nach oben geschoben. Nun befiehlt der Hypothalamus, den bisherigen Sollwert anzupassen und den Körper aufzuheizen. Um diesen neuen Sollwert zu erreichen, werden Stoffwechsel und Muskelarbeit angekurbelt sowie Wärme erzeugt. Geschieht dies in sehr kurzer Zeit, äussert sich das durch Schüttelfrost. Zeitgleich wird die Wärmeabgabe verringert: Die äussersten Blutgefässe ziehen sich zusammen, damit keine Wärme über die Haut abgegeben wird. Weitere typische Fiebersymptome sind Schwitzen, Hitzegefühl, Pulsanstieg, Kreislaufprobleme, Müdigkeit, Appetitverlust, Schmerzempfindlichkeit, erhöhte Atemfrequenz sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Oft kommen noch Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder Halsschmerzen dazu.
Da Fieber hilft, die Krankheitserreger zu beseitigen, sollte es nicht in jedem Fall – ausser bei sehr hoher Temperatur – gesenkt werden. Die Ursache des Fiebers zu finden, ist meist wirkungsvoller. Manche Menschen entwickeln genetisch bedingt schneller Fieber, bei anderen hingegen steigt die Temperatur erst, wenn sie stark geschwächt sind – man spricht von «Hochfieber-Typen» und «Niedrigfieber-Typen». Wie oft und wie heftig ein Mensch an Fieber leidet, sagt zudem nichts über seine körperliche Grundverfassung aus.
Wann zum Arzt gehen?
Wer Fieber hat, sollte sich schonen, am besten sogar Bettruhe halten. Reichlich trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, und viel Schlaf tun ebenfalls gut. Um einen Wärmestau zu vermeiden, sollte man sich nicht zu warm zudecken. Bei hohem Fieber empfiehlt sich die Einnahme fiebersenkender Medikamente und/oder die Anwendung von Hausmitteln (siehe Box).
Ein Arztbesucht ist nötig, wenn …
... das Fieber über 39,5 Grad Celsius steigt.
... das Fieber ohne erkennbare Ursache tagelang anhält.
… das Fieber immer wiederkehrt.
… zusätzliche starke Beschwerden (z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen, Nackensteifigkeit, schlechter Allgemeinzustand) auftreten.
… jemand an einer Herzerkrankung, Diabetes oder einer anderen schweren Grunderkrankung leidet.
… sich nach einer Tropenreise Fieber einstellt.
Fieber bei Kindern
Bei Kindern steigt das Fieber meist viel schneller als bei Erwachsenen. Das hat oft mit einer verstärkten Immunantwort zu tun. Klettert das Fieber auf über 38,5 Grad Celsius, kann bei Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren ein Fieberkrampf auftreten, der bis zu 15 Minuten dauern kann. Obwohl sie beängstigend aussehen, sind die meisten Fieberkrämpfe harmlos. Daher Ruhe bewahren und das Kind auf die Seite legen, bis der Anfall vorbei ist. Konsultieren Sie einen Arzt, wenn das Fieber in Kombination mit Erbrechen, Durchfall, Schmerzen oder Hautausschlägen auftritt. Ebenso ist bei Säuglingen mit Fieber ein Besuch beim Kinderarzt notwendig.
Hausmittel gegen Fieber
Essigwickel (Wadenwickel): Drei Esslöffel Essig mit einem Liter körperwarmem Wasser mischen. Tücher in die Schüssel geben, herausnehmen, leicht auswringen und um die Waden des Patienten wickeln. Je ein Frotteetuch drumwickeln und das Bein in einen Plastiksack packen. Behandlung nach jeweils 60 Minuten wiederholen, insgesamt drei- bis viermal.
Tee trinken: Um den Flüssigkeitsverlust durch das Fieber und das damit verbundene Schwitzen auszugleichen, ist eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr wichtig. Holunderblüten- oder Lindenblütentee helfen bei fiebrigen Erkältungen und grippalen Infekten – als Süssungsmittel eignet sich Honig
Hühnersuppe: Die Wirksamkeit von Grossmutters Rezept ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen: Hühnersuppe verleiht Kranken neue Kraft.
Dr. med. Christian Rohrmann
Arzt für Allgemeine Innere Medizin FMH mit eigener Praxis in Oensingen
Was ist zu tun, wenn Fieber auftritt?
Man sollte unbedingt zu Hause bleiben und die Symptome bei Bedarf behandeln. Teetrinken gleicht den entstandenen Flüssigkeitsverlust aus, der durch fieberbedingtes Schwitzen entsteht. Besonders gut eignet sich Lindenblütentee, weil er schweisstreibend, auswurffördernd und reizlindernd wirkt. Hohes Fieber lässt sich mit Paracetamol senken.
Müssen Kinder mit Fieber der Schule und Erwachsene mit Fieber der Arbeit fernbleiben?
Es ist auf jeden Fall ratsam, bis zum vollständigen Abklingen der Symptome zu Hause zu bleiben. Das gilt für Kinder ebenso wie für Erwachsene.
Für wen eignet sich welche Fieber-Messmethode?
Die verschiedenen Messmethoden sind von persönlichen Vorlieben abhängig. Für ungeduldige oder zappelige Personen eignet sich das Ohrthermometer, weil es die Temperatur sehr schnell misst.
Fieber-Messmethoden
Stirn oder Schläfe (Infrarot-Thermometer)
Anwendung: Thermometer vor Stirn oder Schläfe halten
Dauer: wenige Sekunden
Geeignet für: jedes Alter
Messwert: bei korrekter Anwendung genau, wird jedoch beeinflusst von Raumtemperatur oder Schweiss
Ohr (Infrarot-Thermometer)
Anwendung: im Ohr beim Trommelfell
Dauer: wenige Sekunden
Geeignet für: Kinder ab 3 Jahren und Erwachsene
Messwert: bei korrekter Anwendung genau, Messhülle bei jeder Messung ersetzen und Gehörgang vor dem Einführen ins Ohr leicht strecken
Tipp: auf saubere Ohren achten und 15 Minuten vor der Messung mit dem Ohr nirgends draufliegen
Rektal
Anwendung: Thermometer 1 bis 2 cm tief in den Enddarm einführen
Dauer: 30 Sekunden bis 10 Minuten
Geeignet für: jedes Alter
Messwert: genau
Tipp: Wegen Verletzungsgefahr empfiehlt sichein Thermometer mit flexibler Spitze
Oral
Anwendung: unter der Zunge, dabei Lippen schliessen und durch die Nase atmen
Dauer: 30 Sekunden bis 10 Minuten
Geeignet für: Kinder ab 4 Jahren und Erwachsene
Messwert: ungenauer als rektale Messung, daher 0,5 Grad Celsius zum Messwert addieren
Tipp: 15 Minuten vorher nichts essen oder trinken
Axillär
Anwendung: Thermometer in die Achselhöhle klemmen
Dauer: 30 Sekunden bis 10 Minuten
Geeignet für: Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene
Messwert: ungenauer als andere Messmethoden, daher 0,5 Grad Celsius zum gemessenen Wert addieren