Juckreiz

Ratgeber / Gesundheit

Quälender Juckreiz

24.03.2022 / von 

Wenn das Beissen auf der Haut nicht mehr aufhört, ist das unangenehm und nimmt oft Einfluss auf das gesamte Empfinden. Juckende Haut ist weitverbreitet, die Gründe sind allerdings unterschiedlich. Die Apotheke ist Ihre Anlaufstelle für eine erste Beratung.

Die Haut ist das grösste Organ des Menschen. Sie bedeckt die gesamte äussere Oberfläche des Körpers, ist dehnbar und bei einem Erwachsenen bis zu zwei Quadratmeter gross. Gerät die Gesundheit der Haut aus dem Gleichgewicht, wirkt sich das nicht selten auf die gesamte Befindlichkeit aus. Die Gründe des sogenannten Pruritus (Juckreiz) sind sehr vielseitig, folglich auch die Therapiemöglichkeiten – bei manchen Beschwerden reicht eine Verhaltensänderung im Alltag, in anderen Fällen ist eine intensive Kortisontherapie notwendig.

Auslöser für Juckreiz erkennen

Um juckende Haut erfolgreich behandeln zu können, sollte der Auslöser bekannt sein. Im Winter führen etwa Kälte, warme, trockene Heizungsluft oder häufiges Händewaschen und Desinfizieren – viele Händedesinfektionsmittel können austrocknend wirken – zu trockener, juckender Haut. Sie kann aber auch familiär bedingt sein, denn wer schon in der Kindheit betroffen ist, leidet in der Regel immer wieder darunter. Ebenso machen sich Kontaktekzeme oder chronische Krankheiten wie Neurodermitis durch starken Juckreiz bemerkbar. Bei Kontaktekzemen handelt es sich um eine Entzündung der Haut, die durch Reizstoffe oder eine allergische Reaktion hervorgerufen wird, etwa durch Armbanduhren und sonstigen Schmuck, stark parfümierte Kosmetika oder auch Waschmittel.

Richtige Pflege, guter Schutz

Unsere Körperhülle ist ein wahres Multitalent und hat die Aufgabe, den Organismus gegen die Aussenwelt abzugrenzen und ihn vor dem Austrocknen und schädlichen Einflüssen zu schützen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Schutzbarriere. Sie bezieht sich auf die Hornschicht, die oberste Schicht der Haut. Diese wird von einem feinen Hydrolipidfilm (Säureschutzmantel) bedeckt – ist dieser angegriffen, kann die Haut ihre Schutzfunktion nicht mehr aufrechterhalten. Als Folge trocknet sie aus und wird durchlässig für Allergieauslöser. Eine Pflege mit viel Feuchtigkeit ist die ideale Basis zur Unterstützung der Schutzbarriere. Wer unter trockener Haut leidet, verwendet beim Waschen im Idealfall rückfettende Produkte oder Öle. Ebenso wichtig ist eine ausreichende innere Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüsstem Tee. Auch können als Nahrungsergänzung hoch dosiertes Lein- oder Sanddornöl diesbezüglich Unterstützung leisten.

Kortison als nächster Schritt

Bringt die Basispflege wenig Erfolg, kann eine Entzündung der Haut vorliegen. Dann bieten sich in einem nächsten Behandlungsschritt Salben mit Kortison an, weil sie entzündungshemmend und juckreizstillend wirken. Kortisonsalben gibt es in vier verschiedenen Klassen. Klasse 1 enthält ein schwach wirksames Kortison und ist häufig mit Dexpanthenol, einem feuchtigkeitsspendenden, wundheilenden und pflegenden Wirkstoff, zusammengesetzt und ohne Rezept erhältlich. Die Klassen 2 bis 4 sind in der Regel rezeptpflichtig, wirken mittelstark bis sehr stark und sind auch erhältlich kombiniert mit anderen Wirkstoffen wie Salizylsäure, einem lokalen Antibiotikum oder einem Wirkstoff gegen Pilzerkrankungen. Auf diese Weise kann ein breiteres Spektrum abgedeckt werden, falls die Erkrankung einen anderen Ursprung hat oder die Hautstelle infiziert ist. Seit 2020 sind Schweizer Apothekerinnen und Apotheker befugt, in begründeten Ausnahmefällen rezeptpflichtige Kortisonsalben ohne ärztliche Verordnung abzugeben, und müssen dies dokumentieren.

Wann zur Ärztin oder zum Arzt?

Störungen des Stoffwechsels, Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems, Pilzerkrankungen sowie virale oder bakterielle Infekte können sich durch juckende Haut bemerkbar machen, oft auch im Zusammenhang mit einem Hautausschlag. Besteht der Verdacht auf eine solche Erkrankung, ist in jedem Fall eine ärztliche Abklärung nötig. Auch wenn sich nach der Anwendung von Präparaten aus der Apotheke keine Besserung abzeichnet oder sich die juckende Stelle optisch stark verändert, sollte diese von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden. Die Fachpersonen in Ihrer Apotheke nehmen sich Zeit und besprechen Ihre Anliegen auch gerne diskret im Beratungsraum.

Fabienne Flury
Eine juckende Hautveränderung sollte immer abgeklärt werden.

Fabienne Flury

Eidg. dipl. Apothekerin und Co-Betriebsleiterin in Unterentfelden

Mit welchen Pflegemassnahmen kann man juckender Haut vorbeugen?

Richtige Hautpflege beginnt bereits beim Waschen: Zu heisses Wasser schadet der Hautbarriere und trocknet schnell aus. Auch ein Bad anstelle von Duschen kann hilfreich sein, denn beim Baden können die Stoffe eines rückfettenden Badezusatzes besser in die Haut eindringen. Statt Trockenrubbeln lohnt sich ein sanftes Abtupfen mit einem weichen Tuch. Eine nährende Bodylotion nach dem Baden oder Duschen ist ebenfalls ratsam. Vieles lässt sich gut in den Alltag einbinden und wird rasch zur täglichen Routine.

In welchen Fällen ergibt der Einsatz von stärkeren Kortisonsalben Sinn?

Sobald pflegende und befeuchtende Grundlagen keinen Erfolg zeigen, kann ein Versuch mit Kortisonsalben gestartet werden. Wichtig ist dabei, dass bei ausbleibender Besserung oder Verschlechterung der Symptome eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht wird. Als Apothekerin werfe ich gern einen Blick auf Ekzeme, notfalls auch mittels eines Fotos, so kann ich bereits im Vorfeld abwägen, ob eine Behandlung unsererseits noch möglich oder ob doch eine Weiterleitung an eine Dermatologin oder einen Dermatologen notwendig ist. Entscheide ich mich gemeinsam mit der Kundin oder dem Kunden für eine lokale Kortisontherapie, bespreche ich die Anwendung genau und betone die Wichtigkeit einer guten Basispflege – auch nach Absetzen der Kortisontherapie.

Wann ist bei Juckreiz Vorsicht geboten?

Eine juckende Hautveränderung sollte immer abgeklärt werden. Denn um schwere bakterielle oder virale Infekte auszuschliessen, werden verschiedene Faktoren berücksichtigt. In der Apotheke können wir im Gespräch dank telemedizinischer Beratung auch jederzeit die Meinung einer Ärztin oder eines Arztes beiziehen.

Wie wirkt Kortison?

Kortison ist ein körpereigenes Hormon und wird in der Nebennierenrinde produziert. Es ist an zahlreichen Stoffwechselabläufen im Körper beteiligt. Bei einem lokalen Einsatz kann Kortison den Entzündungswert absenken und so den Juckreiz lindern. Eine sachgemässe Anwendung ist sehr wichtig, denn als Nebenwirkung können lokale Glukokortikoide die Wundheilung verzögern, welche die Haut dünner werden lassen und die Hautschutzbarriere angreifen. Häufig werden sie deshalb in einer sogenannten Intervalltherapie verordnet mit kortisonfreien Pausen.