Kortison-Medikamente wirken gut und schnell. Richtig und genau nach ärztlicher Vorgabe angewandt, ist das Risiko für Nebenwirkungen heute kleiner, als viele glauben.
Was ist Kortison?
Kortison ist die synthetisch hergestellte Form des körpereigenen Hormons Cortisol. Medikamente mit Kortison gibt es seit über 50 Jahren. Sie sind hoch wirksam und helfen besonders gut gegen schwere entzündliche Zustände. Die Präparate werden unter anderem eingesetzt bei Hauterkrankungen, Asthma und Allergien, bei Morbus Crohn oder bei rheumatischen Erkrankungen. Zum Einsatz kommen sie als Sprays zum Inhalieren,
Cremen, Salben, Infusionen, Tabletten und Spritzen.
Nebenwirkungen von Kortison
«Kortison-Medikamente wirken sehr gut und schnell», sagt Sylvie Wäsch, eidg. dipl. Apothekerin FPH von der Apotheke Brunnen in Uster. «In hoher Dosierung und über längere Zeit angewandt, speziell innerlich, können sie aber unerwünschte Nebenwirkungen haben.» Am häufigsten sind Gewichtszunahme und aufgeschwemmtes Gewebe. Verschrieben wird heute darum die niedrigste noch wirksame Dosis für eine so kurze Zeit wie möglich. «Ich empfehle Patienten, genau nachzufragen, wie lange sie das Medikament anwenden sollen, und es dann auch wirklich abzusetzen», sagt Sylvie Wäsch. Wesentlich geringer ist das Risiko von Nebenwirkungen bei den heutigen Kortison-Salben oder -Sprays. Sie haben den Vorteil, dass der Wirkstoff direkt ans Zielorgan gelangt und nicht in den Blutkreislauf.
Richtiges Anwenden ist zentral
Nicht nur wegen der Nebenwirkungen, sondern auch weil Kortison in verschiedene Stoffwechselvorgänge eingreift, ist die korrekte Anwendung wichtig. Kortison-Salben beispielsweise gegen Ekzeme sollte man dünn und sparsam und nur auf die betroffenen Stellen auftragen. «Bei den häufig bei Asthma verschriebenen Kortison-Sprays ist es wichtig, dass der Mund nach der Anwendung gut gespült wird», betont Sylvie Wäsch. Der Grund: Das Kortison schwächt die Immunabwehr und erhöht so unter anderem das Risiko für einen Pilzbefall der Schleimhäute. «Weil Kortison so gut wirkt, ist die Versuchung gross, auch bei kleineren Leiden gleich zur eventuell noch im Arzneimittelschrank vorhandenen Kortison-Salbe oder -Tablette zu greifen. Davon rate ich aber dringend ab, ganz besonders bei Säuglingen!»
Morgens einnehmen und schrittweise absetzen
«Ich nenne Kortison oft den Wachheits- und Kampfwirkstoff, da es weckt und aktiv macht», sagt Sylvie Wäsch. Aus diesem Grund nimmt man Kortison-Präparate am besten morgens ein. Dann ist auch der Blutwert des Cortisols am höchsten, und der Rhythmus des Körpers wird weniger gestört. Ausserdem würden die Präparate abends den Schlaf stören. Bei hoch dosierten Kortison-Therapien ist es zudem sinnvoll, die Dosis am Anfang schrittweise zu steigern und sie am Ende während sechs bis zehn Tagen alle drei Tage zu halbieren. Diesen Verlauf nennt man ein-, beziehungsweise ausschleichen.
Schlechter Ruf aus der Vergangenheit
Der schlechte Ruf, der Kortison-Präparaten bis heute anhaftet, geht auf die 70er Jahre zurück. Damals wurden die Präparate in grossen Mengen angewendet und vor allem in der Rheuma-Therapie eingesetzt. Sie hatten eine verblüffend gute Wirkung, wurden allerdings oft in viel zu starker Dosierung und über zu lange Zeiträume eingesetzt. Dies führte bei manchen Patienten zu starken Nebenwirkungen wie Übergewicht, erhöhtem Blutdruck sowie Schäden an Leber und Nieren, Diabetes oder auch Osteoporose. Auch das Immunsystem wurde stark geschwächt. Bis heute ist die Angst vor einer Kortison-Behandlung verbreitet. Sie beruht jedoch häufig auf falschen Vorstellungen oder Fehlinformationen. Das Risiko für Nebenwirkungen ist kleiner, als die meisten glauben, vorausgesetzt, die Mittel werden richtig dosiert, nicht zu lange und vor allem nicht als Selbstmedikation eingesetzt.
Die körpereigene Form – das Stresshormon Cortisol
Cortisol ist ein körpereigenes und lebenswichtiges Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Am höchsten ist die Konzentration im Blut zwischen sechs und acht Uhr morgens. Gegen Mitternacht erreicht sie ihren Tiefpunkt. Cortisol hat unter anderem Einfluss auf den Blutzucker und den Fettstoffwechsel. Es verzögert die Wasserausscheidung und wirkt entzündungshemmend. Unter Stress und Bedrohung setzt der Körper zuerst Noradrenalin und Adrenalin frei, dann schüttet er zusätzlich Cortisol aus. Ein dauerhaft erhöhter Cortisol-Spiegel kann die Herz-Kreislauf-Risiken verstärken und die Gesundheit schwer beeinträchtigen. Darum ist es wichtig, negativen Dauerstress und häufige Krisen möglichst zu vermeiden.