Schluss mit Tabus und falschen Vorstellungen: Wir überprüfen die häufigsten Behauptungen rund um die Monatsblutung auf ihren tatsächlichen Wahrheitsgehalt.
Laura Siegrist
Apothekerin, Geschäftsinhaberin und Betriebsleiterin
Behauptung 1
Während der Blutung haben alle Frauen schlechte Laune.
Dies wird ihnen zwar gerne nachgesagt, stimmt aber nur bedingt. Das Befinden und somit auch die Stimmung während der Menstruation ist bei jeder Frau anders. Viele haben während der Menstruation Krämpfe und Schmerzen, was das Gemüt verständlicherweise belastet. «Tatsache ist, dass im weiblichen Körper eine Veränderung im Hormonhaushalt stattfindet, die den Monatszyklus steuert», erklärt Laura Siegrist, Apothekerin und Betriebsleiterin. So fällt vor Beginn der Periode der Östrogenspiegel und mit ihm senkt sich auch der Gehalt des Serotonins, das häufig als Glückshormon bezeichnet wird. Dies kann, muss aber nicht Stimmungsschwankungen verursachen oder zu Gereiztheit führen.
Behauptung 2
Sport während der Menstruation ist schädlich.
«Im Gegenteil! Bewegung während der Periode ist häufig sogar empfehlenswert, da sie krampflösend wirkt und somit hilft, die Schmerzen zu lindern», weiss die Expertin. Allerdings sollte frau bei sehr starken Beschwerden oder Blutungen auf intensive Trainings verzichten. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist dann unter Umständen reduziert oder der Kreislauf schwächer, was zu Schwindel führen kann. Generell sind ruhige Sportarten mit sanfter oder mittlerer Belastung sowie fliessenden Bewegungen ideal, zum Beispiel Spazieren, Joggen, Yoga, Pilates oder leichtes Ausdauertraining. Dadurch wird nicht nur die Muskulatur gelockert, sondern auch die Endorphin-Produktion angekurbelt, was wiederum eine positive Wirkung auf die Stimmung hat.
Behauptung 3
Bei Frauen, die viel Zeit miteinander verbringen, synchronisieren sich die Zyklen.
Die Legende, dass beste Freundinnen, Arbeitskolleginnen oder Mitbewohnerinnen mit der Zeit synchron menstruieren, hält sich hartnäckig. Dazu meint Laura Siegrist: «Ich habe dieses Phänomen selbst auch schon beobachtet. Wie viel davon aber wirklich zutrifft, ist in der Wissenschaft umstritten.» So kam eine Studie zum Schluss, dass sich die Perioden in der Tat angleichen, und zwar aufgrund von Pheromon-Botenstoffen. Eine andere Untersuchung widerlegte diese Theorie jedoch: Man beobachtete zwar ebenfalls eine gewisse Angleichung, führte dies aber darauf zurück, dass im Laufe der Zeit die statistische Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass sich zwei Zyklen einander annähern oder überschneiden.
Behauptung 4
Sex während der Periode ist ein No-Go.
So viel gleich vorneweg: «Diese Behauptung ist falsch», sagt die Apothekerin. «Aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen. Erlaubt ist alles, was beiden Partnern gefällt – aber da gibt es natürlich grosse Unterschiede.» Häufig fühlen sich Frauen während der Periode unwohl oder verspüren Scham oder Unsicherheit. Solche Gefühle sollten in einer Partnerschaft offen thematisiert werden. Es gibt auch Frauen, die durch die stärkere Durchblutung des Unterleibs eine gesteigerte Libido haben. «Aber Achtung, die Ansteckungsgefahr für sexuell übertragbare Krankheiten wie zum Beispiel HIV ist durch den Kontakt mit Blut erhöht», betont Laura Siegrist. Das Thema Safer Sex darf nicht vergessen werden.
Behauptung 5
Während der Menstruation kann man nicht schwanger werden.
Die Periode zählt zwar nicht zu den fruchtbaren Tagen, aber einen eindeutig sicheren Verhütungsschutz bietet sie nicht. Die Apothekerin erklärt: «Spermien können im weiblichen Körper bis zu fünf Tage lang überleben. Je nachdem, auf welchen Zyklustag der Geschlechtsverkehr fällt und wann genau der Eisprung stattfindet, kann es also durchaus zu einer Befruchtung kommen.» Wenn kein Kinderwunsch besteht, ist insbesondere bei unregelmässigen Menstruationszyklen Vorsicht geboten. Denn dann können die fruchtbaren Tage auch früher als üblich eintreten.
Selfcare-Tipps vor und während der Periode
- Auf den eigenen Körper und seine Bedürfnisse hören: Viele Frauen verspüren während der Menstruation den Wunsch nach mehr Zeit für sich, Ruhe und mehr Schlaf.
- Leichte körperliche Aktivitäten wie Spazierengehen oder Yoga können dabei helfen, die Muskulatur zu entspannen und Menstruationskrämpfe zu reduzieren.
- Nährstoffreiche und gesunde Lebensmittel bevorzugen, um Energielevel und Stimmung zu stabilisieren. Koffein- und Zuckerkonsum sollten minimiert werden.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüssten Tees kann bei Blähungen unterstützend wirken.
- Lockere und bequeme Kleidung tragen, um mögliche Unannehmlichkeiten zu vermeiden.
- Auch natürliche Heilmittel wie z.B. Kamillen-, Schafgarben- oder Frauenmanteltee sowie Pfefferminzöl können helfen, Menstruationsbeschwerden zu lindern. Lassen Sie sich dazu von einer Fachperson beraten.