Cholesterin

Ratgeber / Gesundheit

Cholesterin: Gut oder schlecht?

25.04.2023 / von 

Wer gesund leben möchte, achtet auf seine Cholesterinwerte. Gut zu wissen: Cholesterin ist ein natürliches und lebensnotwendiges Fett und nicht jedes Cholesterin ist gleich gesundheitsschädigend.

Vorsicht bei Cholesterin! So lautete die Devise in den 1980er-Jahren. Damals kamen cholesterinhaltige Lebensmittel wie zum Beispiel Eier auf die schwarze Liste der Ernährungsempfehlungen (siehe Infobox). In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in der Ernährungswissenschaft viel getan. Heute weiss man: Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin. Viel wichtiger ist es, zu unterscheiden, wie es durch die Blutbahn zirkuliert. Es gibt zwei Arten: die Kombination von Cholesterin mit Low-Density-Lipoproteinen (LDL) und die andere mit High-Density-Lipoproteinen (HDL). Beide Kombinationen haben eine entscheidende Funktion für den Stoffwechsel im Körper, aber das LDL spielt eine Rolle, wenn es um negative Folgen für die Gesundheit geht.

Cholesterin ist wichtig für Hormone

Cholesterin ist ein wichtiger Baustein für den Körper. Es findet sich in den Schutzhüllen der Zellen (Zellmembrane), ist an der Produktion von Vitamin D sowie bei der Herstellung von Hormonen wie Östrogen, Testosteron und Kortisol be-teiligt. Der Körper kann Cholesterin selber produzieren oder es aus der Nahrung aufnehmen.

Da Cholesterin zu den Fetten zählt, ist es nicht wasserlöslich. Für den Transport durch die Blutbahnen wird es deshalb in kleine Schutzhüllen verpackt, in sogenannte Lipoproteine. Diese Zusammensetzungen aus Fett (Lipo) und Eiweissen (Proteinen) werden nach ihrer Dichte unterschieden. Jene mit kleinerer Dichte gehören zu den LDL, andere mit grösserer Dichte zählen zu den HDL. Welche und wie viele dieser Lipoproteine produziert werden, reguliert der Körper selber und kann durch eine gezielte Ernährung positiv beeinflusst werden.

Neben dem LDL gibt es noch eine weitere Kategorie von Blutfetten, die für die Gesundheit entscheidend sind: die Triglyzeride. Sie werden im Darm und in der Leber gebildet und gelten als Energielieferanten, etwa für das Wachstum und diverse Körperfunktionen. Zusammen mit den Cholesterinwerten zählen die Triglyzeridwerte zu den wichtigen Indikatoren im Blutbild, wenn es um Blutfette und Herzgesundheit geht.

Höheres Risiko für einen Herzinfarkt

Erhöhte Werte kommen nicht nur durch eine ungünstige Ernährung zustande. Sie können vererbt werden, wenn beispielsweise ein genetischer Defekt an den LDL-Rezeptoren in der Familie vorliegt. Wird das LDL nicht oder zu wenig abgebaut, entstehen sogenannte Ablagerungen in den Blutbahnen. Dadurch verengen sich die Gefässe, wodurch eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder ein kompletter Verschluss entstehen kann, der sogar einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen kann.

Erhöhtes Cholesterin ist symptomfrei und wird nur durch die Messung der Werte bestimmt. Die Werte können durch Medikamente gesenkt werden. Hauptursache erhöhter LDL-Werte ist eine genetisch bedingte Fehlfunktion der Leber. Aber auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Als Faustregel gilt: Der LDL-Wert sollte niedrig sein, das ist gut für die Herzgesundheit. Der Wert der Triglyzeride sollte ebenfalls tief sein. Ein etwas höherer HDL-Wert kann sich hingegen positiv auf die Gesundheit auswirken.

HDL - High-Density-Lipoproteine

Das HDL-Cholesterin («gutes Cholesterin») wirkt, indem es das LDL-Cholesterin von den Arterien wegbewegt und dessen Transport zur Leber fördert, wo es gespeichert oder abgebaut wird.

LDL - Low-Density-Lipoproteine

Das LDL-Cholesterin («schlechtes Cholesterin») trägt zu Fettablagerungen in den Arterien bei, wodurch der Blutfluss behindert wird.

Cholesterinwert über die Ernährung steuern?

Gemäss einer Studie von 2017 waren in der Schweiz 12,5 Prozent der Bevölkerung von erhöhten Cholesterinwerten betroffen. Der Frauenanteil ist dabei etwas tiefer (10,8 Prozent) als jener der Männer (14,3 Prozent). Wenn keine genetischen Defekte die Ursache sind, lassen sich leicht erhöhte Werte gut über die Ernährung steuern. Mehr pflanzliche Nährstoffe und weniger tierische Fette wirken sich positiv aus. Auch die Triglyzeride lassen sich sehr gut durch eine Ernährungsumstellung unter Kontrolle bringen.

Wichtig zu wissen: Lebensmittel, die viel Cholesterin enthalten, erhöhen nicht automatisch die Cholesterinwerte im Blut. Viel wichtiger als der Cholesteringehalt ist die Frage, ob sie gesättigte oder ungesättigte Fettsäuren enthalten. Problematisch diesbezüglich sind zum Beispiel Fertiggerichte. Sie enthalten viele gesättigten Fettsäuren und sollten nur massvoll genossen werden. Eier oder Krustentiere hingegen haben ein gutes Verhältnis zwischen den beiden Fettsäurearten und tragen nicht massgeblich zu erhöhten Cholesterinwerten bei.

Beim Gewicht kommt es weniger auf die Kilos an als auf den Bauchumfang. Das Bauchfett sondert Entzündungsstoffe ab, die den Zucker- und den Fettstoffwechsel ungünstig beeinflussen und damit auch die Cholesterinwerte. Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, achtet darauf, dass der Bauchumfang weniger als 80 cm (bei Frauen) und weniger als 94 cm (bei Männern) beträgt. Die Fachpersonen in Ihrer Apotheke oder Drogerie beraten Sie gerne und geben Tipps zur Vorbeugung, aber auch zu natürlichen Begleittherapien einer bereits verordneten Therapie.

Der Mythos vom ungesunden Ei

Das Ei ist ein Wundermittel für die Ernährung. Es enthält viele Mineralstoffe und Vitamine und ist reich an Eiweiss, das der Körper besonders gut verarbeiten kann. In den 1980er-Jahren kam es aber in Verruf: Die Wissenschaft hat entdeckt, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel im Blut schädlich für die Gesundheit ist. Die Schlussfolgerung lag nahe: Lebensmittel mit viel Cholesterin sorgen für hohe Cholesterinwerte im Blut. Heute ist diese Annahme widerlegt, und das Ei hat sich seinen Platz in einer reichhaltigen, ausgewogenen und gesunden Ernährung (zurück)erobert.

My Huong Luong
Mit zunehmendem Alter empfehle ich, regelmässige Check-ups des Herzens mit Messung des LDL-Cholesterinwerts, Blutzuckers und Blutdrucks durchführen zu lassen.

My Huong Luong

Eidg. dipl. Apothekerin und Betriebsleiterin

Zu hohe Cholesterinwerte spürt man nicht. Wie kann man trotzdem vorbeugen?

Änderungen im Lebensstil wie etwa eine Raucherentwöhnung, weniger Alkoholkonsum und mehr Bewegung können schon viel ausmachen. Bereits 30 Minuten täglich zu Fuss reichen schon aus. Auch eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Früchten, Vollkornprodukten, Fisch und magerem Fleisch gehört zu einem gesunden Lebensstil.

Welche Faktoren spielen die wichtigste Rolle in der Vorbeugung?

Lebensmittel mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sollte man massvoll geniessen. Dazu gehören zum Beispiel Wurst, Käse, Butter oder Schokolade. Normalgewichtige Menschen müssen sich nicht an einem strengen Diätplan halten. Auch eine starke Gewichtsabnahme in zu kurzer Zeit kann den Stoffwechsel stören, was wiederum nicht gut für den Körper ist.

Welche Gesundheitschecks sollte man regelmässig durchführen?

Der Cholesterinspiegel steigt mit zunehmendem Alter. Daher empfehle ich, regelmässige Check-ups des Herzens mit Messung des LDL-Cholesterinwerts, Blutzuckers und Blutdrucks durchführen zu lassen. Bei der vererbbaren Hypercholesterinämie ist der LDL-Wert besonders hoch. Sie tritt im Kindesalter auf und erhöht das Risiko von frühzeitigen Ablagerungen. Dadurch steigt die Gefahr von Schlaganfällen oder Herzinfarkten. Betroffene sollten unbedingt ärztlichen Rat einholen.