Pollen

Ratgeber / Gesundheit

Behauptungen über Pollenallergien

24.02.2025 / von 

Rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von einer Pollenallergie betroffen. Wie so oft gibt es auch zu diesem Thema viel Halbwissen. Ein Experte ordnet die populärsten Mythen ein.

Philipp Dietschi
Heuschnupfen-Symptome sollten immer behandelt werden, damit die allergischen Reaktionen nicht von den oberen Atemwegen auf die Bronchien und Lungen übergreifen.

Philipp Dietschi

Eidg. dipl. Drogist und Geschäfsinhaber

Heuschnupfen tritt nur im Frühling auf.

Alle, die an Heuschnupfen leiden, halten sich an einem Gedanken fest: Der Frühling ist ja bald vorbei und mit ihm die Beschwerden. «Das ist leider immer öfter nur Wunschdenken», weiss Philipp Dietschi, eidg. dipl. Drogist und Geschäftsinhaber. Durch die Klimaerwärmung hat sich die Vegetation in den letzten Jahren stark gewandelt. Sie ist üppiger und stärker – und die Wachstumsperiode dauert entsprechend länger an. Diese beginnt im Februar mit den Frühblühern und reicht bis weit in den Oktober hinein. Schlechte Nachrichten also für Pollenallergiker*innen, ihre Beschwerden können fast das ganze Jahr hindurch auftreten. Häufig kommen noch andere Allergene wie Hausstaub oder Tierhaare dazu, und die kennen bekanntlich keine Saison.

Die Pollenbelastung ist auf dem Land stärker als in der Stadt.

«Grundsätzlich stimmt das, da die Artenvielfalt auf dem Land auch grösser ist», sagt der Experte. Dennoch zeigen Studien, dass die Stadtbevölkerung häufiger von einer Pollenallergie betroffen ist als Menschen, die im ländlichen Umfeld leben. Eine der Ursachen dafür liegt in den zusätzlichen Belastungen der Atemwege durch Feinstaub und Ozon. Das führt oft zu gereizten Schleimhäuten – und diese sind anfälliger. Philipp Dietschi ergänzt: «Zudem gibt es Hinweise darauf, dass manche Pflanzenarten im städtischen Umfeld zahlreichere und aggressivere Pollen entwickeln, allen voran etwa die Birke.»

Eine Allergie hat man seit der Geburt und wird sie nicht mehr los.

Ja, es gibt eine genetische Veranlagung zu einer Pollenallergie. «Entscheidend ist aber, wie das Immunsystem in den ersten Lebensjahren trainiert wird», erklärt Philipp Dietschi. Stillen und die Gabe von Probiotika können bei Säuglingen eine gute Immunabwehr entscheidend fördern, denn diese ist eine Voraussetzung für die Robustheit des Immunsystems. Aber grundsätzlich kann ein Heuschnupfen in jedem Alter auftreten. Bei einer vorhandenen Allergie gibt es viele Möglichkeiten, um zumindest die Symptome zu reduzieren. Der Experte: «Naturheilkundliche Medikamente, Atemtherapien oder auch die Förderung eines gesunden Darmmikrobioms bieten Möglichkeiten, um das Immunsystem zu stärken und die Reaktionsempfindlichkeit zu senken.»

Regnerisches Wetter verbessert die Symptome sofort.

Grundsätzlich stimmt das, da die Pollen ausgewaschen werden und nicht mehr allergen wirken können. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: «Bei einem kurzen Sommergewitter kann genau das Gegenteil passieren, da zu Beginn des Ereignisses die Pollen, die sich in der Luft befinden, in Richtung Boden gedrückt werden», schildert Philipp Dietschi. Pollenallergiker*innen bemerken dann oft eine Verschlimmerung der Symptome. Doch nach etwa einer halben Stunde sinkt die Pollenkonzentration massiv. Und dann können auch alle Heuschnupfengeplagten wieder frei durchatmen.

Heuschnupfen ist zwar lästig, aber harmlos.

«Heuschnupfen kann vor allem dann zur gesundheitlichen Belastung werden, wenn jemand auf viele Allergene reagiert», sagt der Drogist. «Das Immunsystem wird anhaltend in Alarmzustand versetzt und dadurch geschwächt.» Die Folge können weitere Immunschwächereaktionen sein. Dann können plötzlich Nahrungsmittelallergien oder Ähnliches dazukommen. Eine weitere Gefahr liegt im sogenannten Etagenwechsel: Betroffene können an Asthma erkranken, wenn die allergischen Reaktionen von den oberen Atemwegen (Nasen-Rachen-Raum), auf die Bronchien und die Lunge übergreifen. Deshalb sollten die Symptome eines Heuschnupfens immer behandelt werden.

  • Während der Pollensaison nur kurz stosslüften: in der Stadt am frühen Morgen, auf dem Land hingegen am Abend.
  • Pollenschutzgitter anbrin- gen, sie halten mindestens 85 Prozent der Pollen ab.
  • Die Wäsche nicht im Freien trocknen lassen.
  • Getragene Kleider ausser- halb des Schlafzimmers ausziehen.
  • Abends die Haare waschen, damit möglichst wenig Pollen ins Bett gelangen.
  • Die Nase morgens und abends mit Meerwasserspülung reinigen.
  • Die Freizeitaktivitäten dem Pollenflug anpassen und zum Beispiel indoor trainieren oder Wassersport betreiben.
  • Weitere wertvolle Tipps finden Sie auf der Website des Allergiezentrums Schweiz aha.ch.