Trockene Augen

Ratgeber / Gesundheit

Trockene Augen

30.10.2019 / von 

Trockene Augen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Bildschirmarbeit, Zugluft, Schadstoffe, manchmal auch Medikamente sowie das Alter und Krankheiten lassen den schützenden Tränenfilm versiegen. Man hat «Sand» in den Augen, es brennt und kratzt. Die Apotheke hilft mit Rat und geeigneten Produkten.

Wie entstehen trockene Augen?

Wenn Patienten unsere Fachpersonen wegen chronisch trockener Augen um Rat fragen, stehen drei Ursachen im Vordergrund: Bildschirmarbeit, das Alter sowie verschiedene Medikamente: Betablocker, Psychopharmaka, Anti-Baby-Pillen, das Aknemittel Tretinoin und viele weitere Mittel können für trockene Augen Sorgen. Alle drei Ursachen beeinflussen den Tränenfilm, doch nicht immer auf dieselbe Weise. Aus diesem Grund fällt auch die Behandlung unter Umständen unterschiedlich aus.

Der Tränenfilm ist eine komplexe Sache. Er besteht aus drei Schichten. Direkt auf dem Auge liegt ein Muzinfilm. Dies ist eine feine, schleimhaltige Schicht, die von Drüsen der Bindehaut gebildet wird und den Tränenfilm stabilisiert sowie kleine Unebenheiten in der Horn- und Bindehaut ausgleicht. Gegen aussen schützt eine Schicht aus Lipiden (Fetten). Sie sorgt dafür, dass die wässrigen Komponenten nicht verdunsten und der Tränenfilm sich gleichmässig über das Auge ausbreitet. Produziert werden die Lipide in den Meibom-Drüsen. Das sind Talgdrüsen an den Rändern der Augenlider, mit denen manche Menschen gelegentlich unliebsame Bekanntschaft machen, wenn sich die Drüsen entzünden. Dann bildet sich ein Gerstenkorn oder, bei chronischer Entzündung, ein Hagelkorn.

Zwischen dem Muzin- und dem Lipidfilm liegt eine wässrige Schicht. Sie wird von den Tränendrüsen gebildet und kann bei Bedarf rasch in grossen Mengen produziert werden. Jeder kennt die Situation: Es fällt eine Wimper ins Auge oder der Wind bläst ein Staubkorn hinein und schon fliessen reflexartig die Tränen, bis der Fremdkörper hinausgespült ist.

Verminderte Tränenproduktion führt zu trockenen Augen

Mit zunehmendem Alter kann es zu einer verminderten Tränenproduktion kommen. Vor allem Frauen nach der Menopause sind betroffen. Ursache sind Hormonveränderungen. Bei älteren Männern und Frauen kann die Tränenproduktion zudem durch Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen oder Rheuma vermindert sein. Auch überheizte Räume, Zugluft, Ozon- oder andere Schadstoffbelastungen trocknen die Augen aus.

Eine weitere Ursache sind Tätigkeiten, bei denen man weniger oft blinzelt. Mit jedem Lidschlag, der normalerweise alle fünf bis zehn Sekunden erfolgt, wird die Tränenflüssigkeit gleichmässig über das Auge verteilt. Wer stundenlang auf den Bildschirm von Computer oder Fernseher starrt oder während langer Autofahrten ununterbrochen auf die Strasse schaut, schliesst das Augenlid weniger häufig und leidet aus diesem Grund oft unter trockenen Augen.

In solchen Fällen sind Tränenersatzprodukte empfehlenswert. Das sind Augentropfen, deren Zusammensetzung dem natürlichen Schutzfilm nachempfunden ist. Tränenersatzprodukte werden mehrmals täglich ins Auge geträufelt. Sehr hygienisch und gut verträglich sind Monodosen, da sie keine Konservierungsmittel enthalten und auch bei länger dauernder Behandlung keine Unverträglichkeiten auf konservierende Zusatzstoffe auftreten.

Auch für Kontaktlinsenträger ist es wichtig, dass Augentropfen möglichst keine Zusatzstoffe enthalten. Vor allem bei weichen Linsen sind Ablagerungen und Verfärbungen nicht auszuschliessen. Etwas preisgünstiger sind normale Augentropfenfläschchen. Deren Inhalt muss jedoch konserviert werden und auch dann dürfen einmal geöffnete Fläschchen nicht länger als einen Monat verwendet werden.

Störungen des Lipidfilms

Manchmal mangelt es nicht am Tränenfluss, wenn die Augen brennen. Im Gegenteil, die Tränen fliessen im Übermass, obwohl sonst alle Symptome für ein trockenes Auge sprechen. Grund dafür ist eine Störung in der Zusammensetzung des Lipidfilms. Reisst er auf, verdunstet der wässrige Tränenfilm.

Die Tränendrüsen kompensieren den Verlust, indem sie vermehrt Flüssigkeit produzieren. Auch dies kann äusserst störend sein. In diesen Fällen sind gelartige Augenpräparate oder Augensalben unter Umständen besser geeignet, weil sie durch ihre Zusammensetzung und Konsistenz einen Schutzfilm über das Auge bilden. Da sie die Sicht für einige Minuten trüben können, sollte man sie tagsüber während der Arbeitspausen sowie abends anwenden.

Bei anhaltend gestörtem Tränenfluss empfiehlt sich zusätzlich die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren. Studien zeigen, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren wie der Docosahexaensäure DHA die Qualität des Tränenfilms verbessern kann. Zudem wird die Netzhaut genährt.

Allgemeine Massnahmen bei trockenen Augen

Selbstverständlich sollte man bei trockenen Augen auch versuchen, möglichst viele Ursachen auszuschalten oder wenigstens zu mindern. Ein Luftbefeuchter normalisiert ausgetrocknete Raumluft. Regelmässige Pausen (ein Spaziergang, ein kurzes Nickerchen, erfrischende Augenkompressen) dienen der Entspannung der Augen. Und es braucht genügend Schlaf, damit sich die Augen regenerieren können. Kontaktlinsenträgern hilft es manchmal, vermehrt eine Brille zu tragen.

Beim Kauf von Augentropfen sollten Sie stets darauf achten, dass das Produkt für Kontaktlinsenträger geeignet ist. Wenn Medikamente oder Krankheiten mögliche Ursachen von trockenen Augen sind, sollten die Betroffenen mit der Apothekerin oder dem behandelnden Arzt besprechen, was zu tun ist. Manchmal besteht die Möglichkeit, auf ein anderes Arzneimittel auszuweichen oder die Dosierung anzupassen. Nie sollten die Patienten jedoch auf eigene Faust die Behandlung abbrechen oder ändern!

Den richtigen Tränenersatz finden

Auch bei sorgfältiger Abklärung der Beschwerden ist nicht immer möglich, auf Anhieb den richtigen Tränenersatz zu finden. Die Störungen des Tränenfilms auf dem Auge können vielfältig sein. Vielfältig sind auch Art und Zusammensetzung der angebotenen Produkte. Manchmal braucht es einen oder zwei Anläufe, bis ein Präparat gefunden ist, das die Beschwerden beseitigt. Wichtig ist, dass man nicht nur das Produkt wechselt, sondern darauf achtet, dass es andere Wirkstoffe enthält.